Blutfette unter ketogener Nahrung bei bipolarer Störung

Das erste peer-reviewte Paper des KetoBrain-Projekts: Kardiometabolische Ergebnisse bei bipolarer Störung unter ketogener Ernährung

Ein wichtiger Meilenstein für die Forschung zur metabolischen Psychiatrie

Mit großer Freude dürfen wir bekannt geben: Das erste wissenschaftlich begutachtete Paper des KetoBrain-Projektswurde veröffentlicht!
Die Studie erschien im Fachjournal Frontiers in Nutrition unter dem Titel:
👉 Case Series: Effects of a Ketogenic Diet on Cardiometabolic Health in Seven Outpatients with Bipolar Disorder

Damit liegt nun die erste peer-reviewte Datenauswertung unseres Projekts vor – und sie liefert aufschlussreiche Einblicke in die kardiovaskulären Effekte einer ketogenen Ernährung bei Menschen mit bipolarer Störung.


Hintergrund: Stoffwechsel und Psyche – zwei Seiten derselben Medaille

In den letzten Jahren hat sich zunehmend gezeigt, dass viele psychische Erkrankungen auch metabolische Komponenten aufweisen. Dieses Feld nennt sich “Metabolische Psychiatrie”. Lies dazu auch unseren ausführlichen Fachartikel.

Menschen mit bipolarer Störung haben überdurchschnittlich häufig Stoffwechselstörungen – etwa Dyslipidämien, Insulinresistenz oder viszerale Adipositas.
Diese metabolischen Veränderungen stehen in engem Zusammenhang mit Entzündung, oxidativem Stress und mitochondrialer Dysfunktion – allesamt Prozesse, die auch das Gehirn beeinflussen.

Das KetoBrain-Projekt verfolgt daher einen integrativen Ansatz:
Es erforscht, wie eine ketogene Ernährung als metabolische Therapieform sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit beeinflussen kann.

Die nun veröffentlichte erste Studie konzentriert sich auf die kardiometabolischen Effekte – also primär auf Blutfette, Entzündungsparameter und Körperzusammensetzung.


Design der Studie

In dieser prospektiven Fallserie wurden sieben ambulante Patienten mit bipolarer Störung über drei Monateengmaschig begleitet.
Alle Teilnehmer begannen mit einer ketogenen metabolischen Ernährung im Verhältnis von etwa 1,5 : 1 (Fett zu Kohlenhydrat+Protein).

Zu Beginn und am Ende des Beobachtungszeitraums wurden umfassende Parameter gemessen, darunter:

  • Gesamtcholesterin, LDL, HDL, Triglyzeride, ApoB, Lp(a)
  • hsCRP und andere Entzündungsmarker
  • Marker für oxidativen Stress (MDA-LDL, Nitrotyrosin)
  • Körpergewicht und viszerales Fett
  • Homocystein und Advanced Glycation End Products (AGE)

Die Teilnehmenden wurden außerdem psychologisch begleitet, um sicherzustellen, dass Ernährungsumstellung und Stimmung stabil verliefen.


Zentrale Ergebnisse

Signifikante Verbesserungen in den Fettstoffwechselparametern

Die Ergebnisse sind beeindruckend:
Nach drei Monaten zeigten sich deutliche Verbesserungen in zentralen Blutfettwerten und Entzündungsmarkern.

  • Lp(a) sank im Mittel um 21 %
  • Triglyzeride reduzierten sich um 30 %
  • ApoB, ein wichtiger Marker für atherogene Lipoproteine, fiel um 10,5 %
  • HDL-Cholesterin stieg um 5 %

Auch die hsCRP-Werte, ein Indikator für systemische Entzündung, sanken signifikant um 45 %.

Zusätzlich kam es zu einer mittleren Gewichtsreduktion von 4 kg und einer Abnahme des viszeralen Fettanteils um 4,6 %.
Das deutet darauf hin, dass sich der gesamte Stoffwechselstatus messbar verbesserte.


Oxidativer Stress und Homocystein

Neben diesen positiven Ergebnissen traten auch einige adaptive Veränderungen auf, die sorgfältig interpretiert werden müssen:

  • Homocystein stieg im Mittel um 18 %
  • AGEs (Advanced Glycation End Products) nahmen um 106 % zu
  • LDL-Cholesterin erhöhte sich leicht (+9 %)

Diese Effekte sind aus physiologischer Sicht erklärbar: Unter Ketose verändert sich der Methylstoffwechsel sowie die Fetttransportmechanik. Entscheidend ist, wie die Lipoproteine zusammengesetzt und oxidativ modifiziert sind – nicht allein ihr absoluter Wert.

Die Autoren betonen daher, dass eine ketogene Therapie immer individuell begleitet und laborkontrolliert erfolgen sollte.


Fazit der Autoren

„A well-formulated ketogenic diet may improve cardiometabolic risk profiles in individuals with bipolar disorder, particularly by reducing inflammation and triglyceride burden, while certain lipid parameters require careful monitoring.“
(Frontiers in Nutrition, 2025)

Die Studie zeigt damit, dass eine metabolisch orientierte Ernährungstherapie nicht nur psychiatrische Symptome, sondern auch kardiovaskuläre Risikofaktoren positiv beeinflussen kann – vorausgesetzt, sie wird professionell und individuell umgesetzt.


Ausblick: Zwei weitere Paper in der Pipeline

Diese Publikation ist erst der Anfang.
Aktuell befinden sich zwei weitere Manuskripte des KetoBrain-Projekts im Peer-Review:

  1. Psychiatrische Ergebnisse – Veränderungen in Stimmung, Kognition und Lebensqualität
  2. Darm-Hirn-Achse – Veränderungen im Mikrobiom, in Entzündungsmarkern und in neuroaktiven Metaboliten

Damit entsteht eines der ersten multidimensionalen Datensets, das zeigt, wie Ernährung, Stoffwechsel, Immunsystem und Psyche systemisch zusammenwirken.


Was bedeutet das für die Praxis?

Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass metabolische Therapieformen auch in der Psychiatrie einen wichtigen Platz haben.
Eine gut geplante ketogene Ernährung, die auf individuelle Laborwerte abgestimmt ist, kann dazu beitragen:

  • Entzündungen zu reduzieren
  • die Blutfettbalance zu verbessern
  • die mitochondriale Funktion zu stabilisieren
  • und möglicherweise auch psychische Stabilität zu fördern

Das KetoBrain-Projekt bleibt damit ein Pionier auf dem Gebiet der Metabolischen Psychiatrie – einer neuen Medizin, die Körper und Geist nicht länger trennt.


📄 Zur Publikation:
👉 Frontiers in Nutrition (2025): Case Series: Effects of a Ketogenic Diet on Cardiometabolic Health in Seven Outpatients with Bipolar Disorder

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