Wie Stresshormone der Pflanzen uns heilen können

Einleitung

Es ist allgemein bekannt, dass eine Ernährung, die reich an Obst und Gemüse ist, die Gesundheit fördert und mit einer längeren Lebensdauer in Verbindung gebracht wird. Bisher wurde dies meist den antioxidativen Eigenschaften pflanzlicher Lebensmittel oder ihrer Nährstoffzusammensetzung zugeschrieben. Jedoch haben Forschungen gezeigt, dass Phytochemikalien in Pflanzen ihre Wirkung auf molekularer Ebene durch direkte Wechselwirkung und Modulation spezifischer Enzyme oder Rezeptoren ausüben können. Ein Beispiel dafür ist Resveratrol, das in Trauben und Wein vorkommt und ähnliche Effekte wie eine kalorische Restriktion imitieren kann. Dies führt zu der Hypothese der Xenohormesis, bei der Tiere auf chemische Signale in ihrer Umgebung oder Nahrung reagieren, die von Pflanzen produziert werden.

Was ist Xenohormesis?

Xenohormesis besagt, dass Pflanzen Chemikalien produzieren, die als Signale für Tiere dienen können. Wenn ein Tier eine Pflanze mit erhöhtem Gehalt an bestimmten Phytochemikalien konsumiert, könnte dies auf eine knappe Nahrungsversorgung hindeuten. Das Tier könnte dann eine ähnliche Reaktion zeigen, wie es bei einer tatsächlichen Kalorienrestriktion der Fall wäre. Dies könnte zu einem Selektionsvorteil führen, indem das Tier auf diese Weise seine Überlebensfähigkeit erhöht.

Xenohormesis bei höheren Organismen

Die Frage ist, ob Xenohormesis vernünftigerweise als Erklärung für die positiven Auswirkungen von Phytochemikalien bei höheren Organismen betrachtet werden kann. Viele Phytochemikalien wurden bereits mit vorteilhaften Wirkungen auf die Gesundheit in Verbindung gebracht, jedoch sind die therapeutischen Dosen oft höher als die Menge, die durch die Ernährung aufgenommen werden könnte. Zudem können die Phytochemikalien je nach den verzehrten Pflanzen und den Umweltbedingungen variieren, was die Vorhersagbarkeit ihrer Wirkungen erschwert.

Eine alternative Sichtweise

Eine alternative Sichtweise ist, dass Tiere auf allgemeinere Parameter in der Ernährung reagieren, wie den Polyphenolgehalt, gemeinsame strukturelle Elemente zwischen verschiedenen Phytochemikalien oder Veränderungen im Substitutionszustand verschiedener Verbindungen. Flavonoide sind beispielsweise eine breite Klasse von Polyphenolen, die in vielen Pflanzen vorkommen und antioxidative und stressresistente Eigenschaften haben. Tiere könnten solche strukturellen Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Molekülen wahrnehmen und darauf reagieren.

Wie könnten Tiere Phytochemikalien wahrnehmen?

Tiere könnten verschiedene Mechanismen entwickelt haben, um auf Phytochemikalien zu reagieren. Beispielsweise könnten Enzyme entwickelt worden sein, um eine gewisse Variabilität in der Struktur der Moleküle zu tolerieren. Ein Beispiel dafür ist das Aryl-Hydrocarbon-Rezeptor (Ahr), der auf strukturell unterschiedliche Moleküle reagiert und in der Kontrolle von Fremdmolekülen eine Rolle spielt. Es gibt auch die Möglichkeit, dass es nicht-polyphenolische endogene Modulatoren gibt, die ähnliche Funktionen wie Phytochemikalien erfüllen.

Fazit

Die Beziehung zwischen Tieren und den von ihnen konsumierten Pflanzen ist komplex, und die Xenohormesis-Hypothese bietet eine interessante Perspektive auf die Rolle von Phytochemikalien in der Ernährung. Die Wirkungen von Phytochemikalien auf die Gesundheit und Lebensdauer von Tieren sind vielfältig und erfordern weitere Untersuchungen. Die Identifizierung und Nutzung dieser Signale könnte das Verständnis für die positive Wirkung von Obst und Gemüse auf die menschliche Gesundheit verbessern und neue therapeutische Ansätze ermöglichen. Die Erforschung der Xenohormesis bleibt eine spannende Herausforderung für die Wissenschaft in den kommenden Jahren.

Fleisch sogar als wichtigste Quelle der Xenohormetika?

Die Konzentration an hormetischen Phytochemikalien in Fleisch könnte möglicherweise sogar höher sein, da die Tiere diese Substanzen durch den Verzehr von Pflanzen aufnehmen und sie im Fleisch akkumulieren. Darauf deutet eine Zahl neuer Studien hin.

Während die ursprünglichen Diskussionen über Xenohormesis sich hauptsächlich auf den Konsum von Pflanzen konzentrierten, sollten wir nicht vergessen, dass Fleisch eine wichtige Rolle in der menschlichen Ernährung spielt und eine potenzielle Quelle von Phytochemikalien sein kann.

Da Tiere in der Regel eine Vielzahl von Pflanzen als Teil ihrer Ernährung konsumieren, könnten sie eine breitere Palette von phytochemischen Verbindungen aufnehmen als ein Mensch, der sich hauptsächlich auf den Verzehr von nur wenigen Pflanzen beschränkt. Dies könnte dazu führen, dass die Konzentration bestimmter hormetischer Phytochemikalien im Fleisch der Tiere erhöht ist, da sie diese Substanzen aus verschiedenen Quellen sammeln.

Darüber hinaus können einige phytochemische Verbindungen, die für Pflanzen als Schutzmechanismen gegen Stressoren dienen, auch im tierischen Gewebe eine schützende Wirkung entfalten. Wenn Tiere diese Phytochemikalien aufnehmen und in ihrem Gewebe ansammeln, könnten sie als zusätzliche Schutzmechanismen für den Körper dienen, indem sie antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften bieten.

Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass die Konzentrationen und Arten von Phytochemikalien in Fleisch von verschiedenen Faktoren wie der Ernährung der Tiere und den Umweltbedingungen abhängen. Auch die Zubereitung von Fleisch kann die Konzentrationen dieser Verbindungen beeinflussen. Daher bedarf es weiterer Forschung, um das volle Potenzial von Fleisch als Quelle von hormetischen Phytochemikalien besser zu verstehen und wie sie sich auf die menschliche Gesundheit auswirken können.

Insgesamt deutet die Möglichkeit, dass Fleisch eine Quelle von hormetischen Phytochemikalien sein könnte, darauf hin, dass die Beziehung zwischen Tieren und den Pflanzen, die sie verzehren, noch komplexer ist als bisher angenommen. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Auswirkungen dieser Verbindungen auf die Gesundheit und Langlebigkeit von Menschen, die Fleisch konsumieren, zu untersuchen und die Bedeutung der Xenohormesis in Bezug auf die Ernährung besser zu verstehen.

Quellen

What is Xenohormesis? – PMC (nih.gov)

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