Psychiatrie-Publikationen weisen eine pro-pharmazeutische Verzerrung auf und verbergen das Suizidrisiko von Antidepressiva
Einleitung
Eine neue Studie zeigt, dass führende psychiatrische Fachzeitschriften eher Studien mit positiven Ergebnissen veröffentlichen – und dass diese Studien häufig von Hauptautoren mit finanziellen Verbindungen zur Pharmaindustrie durchgeführt werden. Studien, die zu Ergebnissen kommen, die der Industrie nicht gefallen, werden in Nicht-Psychiatrie-Journalen veröffentlicht und gelegentlich in niedrig gerankten psychiatrischen Fachzeitschriften veröffentlicht.
Methoden
Die Studie wurde von Martin Plöderl an der Paracelsus Medizinischen Universität in Salzburg, Österreich, und Simone Amendola und Michael P. Hengartner an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Schweiz, durchgeführt. Die Forscher identifizierten 27 Studien, die zwischen 1990 und 2020 veröffentlicht wurden und sich mit dem Zusammenhang zwischen Antidepressiva und Selbstmord beschäftigen.
Ergebnisse
Die Forscher fanden heraus, dass Studien mit positiven Ergebnissen häufiger in psychiatrischen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden als in Nicht-Psychiatrie-Journalen. Sie stellten auch fest, dass Studien mit finanziellen Interessenkonflikten (fCOI) wahrscheinlicher positive Ergebnisse lieferten und in hochrangigen psychiatrischen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden.
Diskussion
Die selektive Publikation von Studien mit positiven Ergebnissen, die von Autoren mit finanziellen Interessenkonflikten durchgeführt wurden, verzerrt das Bild von der Sicherheit und Wirksamkeit von Antidepressiva. Durch die Veröffentlichung von Studien mit positiven Ergebnissen und das Vernachlässigen von Studien mit negativen Ergebnissen wird ein irreführendes Bild geschaffen. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit, da Antidepressiva immer noch häufig und sogar bei Personen mit hohem Suizidrisiko angewendet werden.
Schlussfolgerung
Die vorliegende Studie zeigt, dass psychiatrische Fachzeitschriften eine pro-pharmazeutische Verzerrung aufweisen. Forscher und Kliniker sollten daher auch Studien in Nicht-Psychiatrie-Journalen lesen, um ein ausgewogenes Bild der Beweise zu erhalten und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Quelle:
Plöderl, M., Amendola, S., & Hengartner, M. P. (2023). Observational studies of antidepressant use and suicide risk are selectively published in psychiatric journals. Journal of Clinical Epidemiology, 162, 10-18.
Rückmeldungen