Neue Erkenntnisse über die ketogene Diät bei Multipler Sklerose
Wie eine Ernährungsumstellung die Symptome verbessern kann
Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische neurologische Erkrankung, die zu Funktionsbeeinträchtigungen, Übergewicht und Angst- und Depressionssymptomen führen kann. Eine mögliche nicht-pharmakologische Therapieoption ist die sogenannte ketogene Diät (KD), die eine Umstellung der Ernährung auf eine hohe Fettaufnahme und gleichzeitige Reduzierung von Kohlenhydraten beinhaltet. Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass diese Diät das Symptommanagement verbessern und den Patienten helfen kann, mit den emotionalen Herausforderungen der Krankheit umzugehen.
Dr. Terry Wahls geht als Vorbild voran
Eine Dozentin von unserem medizinischen Direktor Dr.Gerrit Keferstein war in den USA Dr.Terry Wahls.
Dr.Gerrit Keferstein ist der erste deutsche Arzt, der die Ausbildung beim Institute for Functional Medicine in Dallas, USA absolviert hat. Einer der Dozenten war Dr.Terry Wahls. Diese Dame war schwer von Multipler Sklerose betroffen und hat sich inzwischen mit den sechs Ärzten des Lebensstils, wie wir sie im MOJO Institut lehren, von ihrer Erkrankung befreien können. Ihr Heilungserfolg ist anscheinend nicht gerne gesehen und wurde bereits mehrfach zensiert. Unter Anderem hatte sie auch einen TED-Talk auf der berühmten Plattform TED.com. Dieser wurde jedoch kurzzeitig zensiert ist jetzt jedoch wieder öffentlich.
Aktuell führt Dr.Wahls eine konkrete Studie durch, die genau vergleichen soll, ob es mehr der Paleo oder mehr der Keto-Effekt ist, der bei Multipler Sklerose den Heilungserfolg bringt. In diesem Artikel beleuchten wir einige generelle Aspekte der ketogenen Ernährung und ihrer Wirkung auf multiple Sklerose.
Mitochondrien und ihre Rolle in der Neurodegeneration bei Multipler Sklerose
Mitochondrien sind Organellen, die für die zelluläre Energieerzeugung und den Zellstoffwechsel verantwortlich sind. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Produktion von ATP, dem Hauptenergielieferanten der Zelle. Zusätzlich zu ihrer Funktion in der Energiegewinnung sind Mitochondrien auch an anderen wichtigen zellulären Funktionen wie der Kalziumspeicherung, der Zellsignalgebung und der Apoptose beteiligt. Bei der MS wird mitochondriale Dysfunktion sowohl durch den entzündlichen Prozess als auch durch oxidativen Stress verursacht.
Chronische Entzündungszustände in Verbindung mit oxidativem Stress führen zu einer Störung der mitochondrialen Atmungskette und einer gestörten mitochondrialen Transportkapazität. Dies führt zu einem Energieungleichgewicht in den betroffenen Nervenzellen und trägt zur fortschreitenden Neurodegeneration und der irreversiblen Behinderung bei. Mehrere Studien haben gezeigt, dass es bei MS-Patienten zu mitochondrialen Atmungskettenstörungen und einer Beeinträchtigung des mitochondrialen Transports kommt. Diese Prozesse führen zu einer reduzierten ATP-Produktion und einem erhöhten oxidativen Stress, was letztendlich zum Absterben der Nervenzellen führt.
Bedeutung von Übergewicht und Entzündung bei Multipler Sklerose:
Es wurde festgestellt, dass Übergewicht bei MS-Patienten häufig vorkommt und mit einem erhöhten Behinderungsgrad einhergeht. Übergewicht führt zu Insulinresistenz und einer gestörten Fettstoffwechsellage, was wiederum Entzündungen im Körper begünstigt. Entzündungen wiederum spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von MS. Es wurden erhöhte Spiegel von Entzündungsmarkern wie Interleukinen IL-1β, IL-6 und IL-17 bei MS-Patienten festgestellt. Diese Entzündungen können das Glutamat-Neurotransmittersystem beeinflussen und zu funktionellen Beeinträchtigungen sowie Angst- und Depressionssymptomen führen.
Die Rolle des Glutamat-Neurotransmittersystems bei MS:
Glutamat ist der wichtigste erregende Neurotransmitter im Zentralnervensystem und spielt eine zentrale Rolle in der Kommunikation zwischen verschiedenen Gehirnzellen. Bei MS werden erhöhte Glutamatkonzentrationen in Bereichen mit starker Schädigung der Nervenbahnen festgestellt. Ein Ungleichgewicht im Glutamat-System kann zu neurodegenerativen Prozessen führen. Insbesondere das Verhältnis von synaptischem zu extrasynaptischem Glutamat ist für das Funktionieren des Gehirns von Bedeutung und kann durch Entzündungen beeinflusst werden.
Ketogene Diät und Glutamat-Neurotransmittersystem:
Die ketogene Diät kann das Glutamat-Neurotransmittersystem positiv beeinflussen, indem sie Übergewicht reduziert und Entzündungen im Körper verringert. Die erhöhte Produktion von Ketonkörpern im Blut, insbesondere β-Hydroxybutyrat (βHB), kann die Entzündungsaktivität reduzieren und einen neuroprotektiven Effekt haben. βHB kann die Aktivierung von Mikrogliazellen reduzieren, die für Entzündungen verantwortlich sind, und die Konzentration von proinflammatorischen Zytokinen wie IL-6 senken. Durch diese Modulation des Glutamat-Systems kann die ketogene Diät die Funktionseinschränkungen und die emotionalen Symptome bei MS-Patienten verbessern.
Auswirkungen der ketogenen Diät auf MS-Symptome:
Studien zeigen, dass die ketogene Diät bei Menschen mit MS zu einer Gewichtsreduktion führen kann, was wiederum zu einer Verbesserung der Insulinresistenz und des Fettstoffwechsels beiträgt. Dies kann die funktionelle Kapazität erhöhen und die körperliche Behinderung verringern. Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass die ketogene Diät bei MS-Patienten auch zu einer Verringerung von Entzündungen und einer Verbesserung von Angst- und Depressionssymptomen führen kann.
Fazit:
Die ketogene Diät hat das Potenzial, die Symptome und den Krankheitsverlauf von Multipler Sklerose zu verbessern, insbesondere durch die Modulation des Glutamat-Neurotransmittersystems und die Verringerung von Entzündungen. Es ist wichtig, dass die ketogene Diät unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt wird, um mögliche Nebenwirkungen zu minimieren. Weitere Forschung ist erforderlich, um die langfristigen Auswirkungen und die optimale Umsetzung dieser Diät bei MS-Patienten zu untersuchen.
Quellen:
de la Rubia Ortí, Jose Enrique & Ortí, Rubia & Cuerda-Ballester, María & Sanchis Sanchis, Claudia & María, Jose & Lajara-Romance, Jose & Navarro-Illana, Esther & Pilar, María & Pardo, García. (2023). Exploring the impact of ketogenic diet on multiple sclerosis: obesity, anxiety, depression, and the glutamate system. Frontiers in Nutrition. 10. 10.3389/fnut.2023.1227431.
Barcelos, I.P.d.; Troxell, R.M.; Graves, J.S. Mitochondrial Dysfunction and Multiple Sclerosis. Biology 2019, 8, 37. https://doi.org/10.3390/biology8020037
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