Mikronährstoffprofil der karnivoren Ernährung
Einleitung
In einer Zeit, in der chronische Stoffwechselerkrankungen weltweit zunehmen, suchen immer mehr Menschen nach alternativen Ernährungskonzepten. Die Carnivore-Diät, die ausschließlich auf tierischen Produkten basiert, hat in letzter Zeit an Popularität gewonnen. Sie verspricht eine Linderung von entzündlichen Erkrankungen und metabolischen Störungen. Doch wie sieht es mit der Nährstoffversorgung aus? Die aktuelle Studie von Goedeke et al. (2025) wirft ein Licht auf die mikronährstofflichen Stärken und Schwächen dieser extremen Ernährungsform.
Hintergrund der Studie
Die Forscher analysierten vier theoretische Ernährungspläne der Carnivore-Diät anhand von Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr in Australien und Neuseeland. Diese Pläne unterschieden sich in der Einbeziehung von Milchprodukten und Organfleisch. Ziel war es, die Makro- und Mikronährstoffversorgung zu bewerten und potenzielle Defizite aufzuzeigen.
Ergebnisse der Nährstoffanalyse
Stärken der Carnivore-Diät
Die Diät deckte mehrere essenzielle Mikronährstoffe ab und überschritt teilweise sogar die Referenzwerte:
- Riboflavin, Niacin, Vitamin B6, B12 und A: Hervorragende Versorgung durch Fleisch und Organprodukte.
- Selen, Phosphor, Zink: Alle Werte übertrafen die empfohlenen Mindestwerte.
- Eiweiß und Fett: Mit 25–30 % bzw. 70–75 % der Gesamtenergie ideal für eine ketogene Stoffwechsellage.
Schwächen der Carnivore-Diät
Dennoch identifizierte die Studie mehrere kritische Defizite:
- Thiamin (Vitamin B1): Für die Kohlenhydratverstoffwechselung essenziell, war in allen Plänen unterrepräsentiert.
- Vitamin C: Obwohl Fleisch geringe Mengen enthält, reicht es nicht aus, um Skorbut langfristig vorzubeugen.
- Mineralien: Magnesium, Kalium und Kalzium waren oft unzureichend, insbesondere bei Verzicht auf Milchprodukte.
- Ballaststoffe: Komplett ausgeschlossen, da pflanzliche Lebensmittel fehlen.
Potenziell protektive Faktoren
Die Forscher spekulieren, dass einige Nährstoffdefizite durch metabolische Anpassungen kompensiert werden könnten. Zum Beispiel könnte die ketogene Stoffwechsellage den Bedarf an Vitamin C senken, da karnitinreiche Fleischprodukte antiskorbutische Eigenschaften besitzen. Ähnlich könnte eine gesteigerte Proteinaufnahme die Knochengesundheit trotz eines niedrigen Kalziumspiegels unterstützen.
Implikationen für die Regenerationsmedizin
Potenziale der Carnivore-Diät
Die Carnivore-Diät könnte insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma oder entzündlichen Darmerkrankungen hilfreich sein. Studien zeigen, dass sie entzündungsfördernde Mechanismen wie Insulinresistenz reduzieren kann. Durch den Verzicht auf Pflanzenstoffe werden zudem Antinährstoffe wie Phytate eliminiert, die die Bioverfügbarkeit von Eisen, Zink und Kupfer hemmen.
Herausforderungen und Risiken
Die langfristige Einhaltung einer Carnivore-Diät erfordert eine sorgfältige Planung, um Nährstoffmängel zu vermeiden. Supplementation mit Magnesium, Kalium und Vitamin C ist essenziell, ebenso wie die Einbeziehung von Organfleisch und iodiertem Salz. Ohne solche Maßnahmen könnten sich Symptome von Nährstoffmängeln entwickeln, darunter Muskelschwäche, Osteoporose und beeinträchtigte Immunfunktionen.
Bedeutung für chronische Gesundheit
Die Carnivore-Diät verdeutlicht die enge Verbindung zwischen Ernährung, metabolischer Flexibilität und Gesundheit. Sie zeigt, wie Anpassungen auf zellulärer Ebene den Bedarf an spezifischen Nährstoffen verändern können. Regenerationsmedizin könnte diese Ansätze nutzen, um personalisierte Ernährungskonzepte zu entwickeln, die chronische Krankheiten verhindern oder heilen.
Fazit und Ausblick
Die Carnivore-Diät bietet spannende Möglichkeiten für die Behandlung bestimmter chronischer Erkrankungen, birgt jedoch Risiken für Nährstoffmängel. Eine langfristige Anwendung sollte daher stets durch erfahrene Ernährungsberater oder Ärzte begleitet werden. Weitere Studien sind notwendig, um die metabolischen Auswirkungen und den Langzeiteffekt dieser Diät besser zu verstehen.
Zitation: Goedeke, S., Murphy, T., Rush, A., & Zinn, C. (2025). Assessing the Nutrient Composition of a Carnivore Diet: A Case Study Model. Nutrients, 17(140). https://doi.org/10.3390/nu17010140
Danke für diesen Beitrag. Gebt ihr denn eine Empfehlung für Ketovore bzgl.einer Ratio Carnio zu Veggie? Nose to tail Ansatz, ggf. Mit Organ Supplements. Mir scheint hier ein 70 tierisch zu 30 vegie oder 80 zu 20 sinnvoll. Natürlich ist das sehr individuell, aber ggf. als Gradmesser für den Durchschnitt. Das scheint mir dann auch ein super Anatz für eine größere Zielgruppe als rein Carnivore, das ist schon sehr kompromisslos im sozialen Kontext.
LG, Lutz
Wir sind keine Verfechter irgendeiner speziellen Ernährungsform. Da ist jeder etwas anders. Für einige Menschen ist striktes karnivor die Rettung, wo vorher keine andere Ernährungsform Symptomreduktion brachte. Solche strikten Ernährungsformen sind Medizin. Sowas macht man nicht mal einfach so.
Wir haben im Januar eine Gruppe CarnImmun gestartet mit karnivorer Ernährung für Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Dort sind wir sehr strikt, weil wir unbedingt symptomreduktion erreichen wollen. Und dafür ist strikes karnivor die beste Chance. Aus Symptomfreiheit heraus kann man dann wieder anfangen zu experimentieren.
Hier alle wichtigen Aspekte zur karnivoren Ernährung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen:
https://www.youtube.com/watch?v=TWURD1Kqe9M