Böden, Systeme, Zivilisation – Warum echte Regeneration bei der Wahrheit beginnt

Ein Gespräch mit Allan Savory über Wüstenbildung, systemisches Versagen und Hoffnung durch ganzheitliches Management

Wie heilen wir eine Welt, die im Begriff ist, ihre Lebensgrundlagen zu verlieren?
Was, wenn die Zerstörung nicht aus bösem Willen geschieht – sondern aus falschem Management?
Und was, wenn die Wende nur möglich ist, wenn wir Systeme nicht weiter kontrollieren wollen, sondern verstehen lernen?

Ich durfte mit Allan Savory sprechen.
Einem Mann, der einst den Tod von zehntausenden Elefanten empfahl – und später den Mut hatte, diesen Fehler öffentlich einzugestehen.
Ein Mann, der aus tiefer ökologischer Erfahrung ein Modell entwickelte, das heute weltweit Hoffnung macht: Holistic Management.

Von Irrtum zu Innovation – Savorys Wendepunkt

Als junger Wildbiologe in Afrika glaubte Allan Savory, die Ausbreitung der Wüsten ließe sich durch Reduktion von Tierbeständen stoppen.
Die Folge: zehntausende Elefanten wurden abgeschossen. Doch die Landschaft verödete weiter.

Dieser Schock wurde zum Wendepunkt.
Savory begann, die Natur als lebendiges, sich selbst organisierendes System zu begreifen.
Er erkannte: Nicht zu viele Tiere sind das Problem – sondern ihr Fehlen im richtigen Muster.

In der Natur wandern Herden: Sie grasen kurz, düngen, trampeln – und ziehen weiter.
Dieses Prinzip übertrug er auf die Landwirtschaft. Daraus entstand das Konzept des ganzheitlichen Weidemanagements, das weltweit zur Regeneration degradierten Landes führt.

Systeme, die Menschlichkeit verlieren

Ein zentrales Thema unseres Gesprächs war:
Warum scheitern so viele gut gemeinte Ideen, wenn sie in Institutionen umgesetzt werden?

Savory erklärt dies mit den „Wicked Problems“ komplexer Organisationen:

• Institutionen können keine Menschlichkeit zeigen – nur Menschen können das.
• Institutionen können ihre Fehler kaum zugeben – weil ihr primäres Ziel ihr eigenes Überleben ist.
• Selbst wenn die Einzelnen gut handeln wollen, blockiert das System oft sinnvolle Veränderungen.

Das ist keine moralische Anklage – sondern eine systemische Erkenntnis.

Die Erde heilt – wenn wir sie richtig managen

Savorys Botschaft ist klar:
Nicht CO₂ oder Rinder sind das Problem – sondern das Management.
Wir müssen aufhören, Ressourcen zu verteufeln, und anfangen, sie richtig zu führen.

Denn alles, was wir wirklich managen, sind:

1. Menschen
2. Wirtschaft
3. Natur

Diese drei sind untrennbar miteinander verbunden.
Und jeder Versuch, sie getrennt zu behandeln, führt langfristig zu Krankheit – in der Landschaft wie im Körper.

Gesundheit beginnt im Boden

Als Arzt für Regenerationsmedizin war für mich besonders berührend:
Wie tief Savorys Erkenntnisse auch die Medizin betreffen.

Denn: Kranke Böden bringen kranke Nahrung hervor.
Und wenn wir die Erde vergiften, vergiften wir uns selbst – durch Mikroplastik, Pestizide, Nährstoffmangel, Stress und Isolation.

Allan Savory bringt es auf den Punkt:

„Die Umwelt formt uns – nicht umgekehrt.“

Vom Reden zum Handeln – Neue Prozesse braucht das Land

Was aber tun?
Savory schlägt vor, den Prozess der politischen Entscheidungsfindung grundlegend zu verändern:

Statt Expertenrunden in geschlossenen Kreisen braucht es eine Jury aus Bürgern,
die evidenzbasiert, kontextbezogen und mit gesundem Menschenverstand über Richtlinien entscheidet – für das Leben, nicht für Lobbyinteressen.

Ein System, das wirklich mit dem Lebendigen arbeitet – statt es zu kontrollieren.

Perspektivwechsel: Gesundheit neu denken

In unserer Arbeit bei MOJO sehen wir täglich:
Die gleichen Prinzipien, die Savory in der Ökologie erkannt hat, gelten auch in der Medizin:

• Chronische Krankheiten entstehen nicht durch ein einzelnes Symptom – sondern durch ein gestörtes System.
• Heilung braucht kein Pflaster, sondern ein ganzheitliches Verständnis lebendiger Prozesse.
• Regeneration ist möglich – aber nur, wenn wir aufhören, Symptome zu bekämpfen, und anfangen, Systeme zu verstehen.

Fazit: Es ist kein Wissensproblem – es ist ein Managementproblem

Dieses Gespräch hat mich tief berührt.
Nicht, weil es einfache Antworten liefert. Sondern weil es Mut macht, radikal ehrlich hinzuschauen.

Wir wissen genug. Jetzt müssen wir anders handeln.
Nicht gegen die Natur – sondern mit ihr.
Nicht gegen den Menschen – sondern für ihn.

Allan Savory zeigt, dass das möglich ist.

Mehr über unsere Grundausbildung in Regenerationsmedizin findest du hier:
https://mojo-institut.de/grundausbildung

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Denn Regeneration beginnt mit Verbindung.