Die vier Säulen der LongCOVID Therapie

LongCOVID ist eine chronische Erkrankung, die sowohl das Nervensystem, das Immunsystem als auch den Zellstoffwechsel beeinträchtigt. Die Erkrankung ist sehr vielschichtig und der Leidensweg der Patienten wird oft durch mangelndes Verständnis und Unterstützung durch medizinisches Personal erschwert. Ärzte und Pflegekräfte sind oft nicht ausreichend über die Zusammenhänge zwischen Nervensystem, Immunsystem und Zellstoffwechsel informiert. Funktionell ähnelt die Erkrankung dem Chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS/ME) und anderen postviralen Malaise-Syndromen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass es bei LongCOVID spezielle Behandlungssäulen mit konkreten Methoden gibt, die wir im MOJO Institut anwenden.

Wie kann man LongCOVID begreifen?

Der Glaubenssatz “es ist schwer sich von Covid zu erholen” ist nicht hilfreich. Es ist hilfreicher und auch wissenschaftlich korrekter LongCOVID als Syndrom zu verstehen, das durch Covid ausgelöst wird. Daraus folgt, dass auch eine milde COVID-Infektion bei einigen Menschen das Leben erheblich beeinträchtigen kann.

An diesem Punkt können wir auf 30 Jahre wissenschaftliche Literatur über ME, früher als CFS bezeichnet, zurückgreifen. Sie lehrt uns 77 Dinge, die auf #LongCovid zutreffen. Hier sind vier davon.

Erstens ist LongCOVID wie ME eine schwere Krankheit. Eine Studie hat gezeigt, dass ME die symptomatisch schwerste der bekannten häufigen Krankheiten ist – einschließlich Krebs, MS, Diabetes und so weiter. Das ist schockierend, aber wahr. Leider sehen wir ein ähnliches Bild bei Menschen mit Long Covid.

Der EQ-5D Fragebogen drückt den Gesundheitszustand der Befragten in einer eindimensionalen Maßzahl von 0 (sehr schlecht) bis 1 (bestmöglicher Gesundheitszustand) aus.
Die Daten für den ME/CFS-Teil der Studie stammten von 112 Personen, die mit der dänischen Nationalen ME/CFS-Vereinigung in Verbindung stehen. Mit Ausnahme einiger Fragen, die speziell auf ME/CFS-Patienten abzielten, wurde dieselbe standardisierte Umfrage in dieser Umfrage und in einer 23.000 Personen umfassenden dänischen Umfrage verwendet. Die größere Studie untersuchte die Lebensqualität bei chronischen Erkrankungen. (Hvidberg et al. 2015)
Die Ergebnisse einer britischen Studie aus dem Jahr 2011, die die Funktionsfähigkeit von Menschen mit ME/CFS im Vergleich zu Menschen mit rheumatoider Arthritis, Krebs und Depressionen untersuchte, zeigten eine erhebliche Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit bei den ME/CFS-Patienten. Mit Ausnahme der Bereiche emotionale und mentale Gesundheit, die bei Depressionen und ME/CFS ähnlich waren, waren alle funktionellen Gesundheitswerte bei ME/CFS-Patienten dramatisch schlechter.

Zweitens ist LongCovid wie ME eine labile Krankheit: Die schwersten Patienten sind in Qual und Unbeweglichkeit gefangen, aber weniger schwere Patienten haben Symptome, die dramatisch schwanken und sich nach kognitiver oder körperlicher Anstrengung verschlimmern.

Drittens werden sich die meisten Patienten wie bei ME ohne medizinischen Durchbruch nicht vollständig erholen. Das bedeutet nicht, dass die Krankheit schwer zu behandeln ist, aber um die Behandlung zu erreichen, sind eine Menge wissenschaftlicher Ressourcen auf gesellschaftlicher Ebene und/oder viel Mut und Offenheit für ungewöhnliche Wege seitens des individuellen Patienten erforderlich. Wir müssen akzeptieren, dass dies Neuland ist, und dass im Gegensatz zum bekannten Gebiet normalerweise die flexibleren und mutigeren Individuen in einem neuen Gebiet belohnt werden.

Viertens ist ME wie #LongCovid biologisch/physisch basiert und keine Erkrankung, die im Kopf entsteht. Die Beweise für physische Anomalien sind hoch, und die psychischen Gesundheitsprobleme, mit denen die Patienten konfrontiert sind, scheinen ihren physischen Herausforderungen angemessen zu sein.

Ein systemisches Problem braucht einen systemischen Ansatz

Kohärente und nachvollziehbare Erklärungsmodelle sind von großer Bedeutung, um Patienten angemessen zu behandeln und als Leitfaden für die Forschung zu dienen.

  • Trotz intensiver Forschung in diesem Bereich ist bisher keine klare Pathogenese etabliert worden, die das gesamte Spektrum der LongCOVID-Symptome erklären kann. 
  • Anhaltende Symptome sind in der Allgemeinbevölkerung stark verbreitet und selbst innerhalb gut definierter Krankheitskohorten besteht oft nur wenig Assoziation zwischen objektiver Pathophysiologie und Symptombelastung.

Es braucht ein klinisches Modell, welches ein komplexeres Verständnis der gegenseitigen Beziehungen zwischen Auslösern, konditionierenden Mechanismen und Symptomen ermöglicht. LongCOVID kann als eine systemische Erkrankung mit heterogenen biologischen, psychologischen (erlebensbezogenen) und sozialen (oder Umwelt-) Faktoren beschrieben werden, die in komplexen Beziehungen integriert sind.

Das Modell der Regenerationsmedizin beschreibt die vernetzten Wechselbeziehungen von Nervensystem, Immunsystem und Stoffwechsel, verankert jeden dieser Faktoren mit einer konkreten Diagnostik und liefert konkrete und praktikable Handlungsschritte, die evidenzbasiert zu einer Regulation des Organismus führen können.


Die Wechselbeziehungen der energetisch relevanten Systeme innerhalb des MOJO Modells der Regenerationsmedizin dient als hilfreiches Störungsmodell zum Verständnis von Long COVID und dessen Therapie.



Beim LongCOVID Syndrom sind sowohl das Immunsystem, als auch das Nervensystem und der Energiestoffwechsel betroffen. Dies ist in den gegenseitigen Wechselbeziehungen nachweisbar.

Auf Ebene des Nervensystems zeigt sich in den allermeisten Fällen eine vegetative Dysautonomie mit reduziertem Vagotonus. Neueste Studien der Universität Hamburg legen nahe, dass dies möglicherweise auf eine direkte Infektion des Hirnstammes und der Vaguskerne zurückzuführen ist (Woo et al. 2023)

Auf Ebene des Immunsystems zeigt sich in vielen Fällen eine Umverteilung der T-Helferzellen im Sinne eines Th2-Shifts mit reduzierter Th1-Aktivität, sowie eine chronisch niedergradige Inflammation mit aktivierten M2 Makrophagen, die erhöhte Mengen TNF-a ausschütten, sowie Hinweisen auf Neuroinflammation, welche vereinzelt auf Resolvine wie Curcuma, Omega-3-Fettsäuren und/oder niedrig dosiertes Naltrexon (welches die entzündliche Aktivierung der Mikroglia, also der Gehirnmakrophagen, reguliert) anspricht.

Auf Ebene des Energiestoffwechsels finden mitochondriale Funktionsverluste statt. Diese werden verstärkt, wenn die Patienten mit dem Ziel der “Schonung” in den Rückzug gehen. Eine adäquate Diagnostik der mitochondrial relevanten Nährstoffe ist entscheidend, damit die Mitochondrien wieder in der Lage sind Kalorien in biologische Lebensenergie ATP zu wandeln, anstatt in oxidativen Stress.

Die spezielle Applikation dieses Modells auf das LongCOVID Syndrom sieht im MOJO Institut vier Säulen vor, die unserer Erfahrung nach für eine Behandlung des LongCOVID Syndroms entscheidend sind.

Säule 1: Spike Protein Elimination

Das Spike-Protein ist ein Teil des Virus, der die größten Probleme verursacht, da es sich in Körperzellen verankern kann. Es kann sich an der Innenseite von Blutgefäßen verankern und dort die Blutzellen dazu triggern, sich zu verklumpen, was zu Symptomen im ganzen Körper führen kann. Es kann auch Immunzellen triggern, was zu chronischer Entzündung führen kann. Außerdem kann es sich in der Zelle einnisten und die Mechanismen der Zellalterung beeinflussen, wodurch die Zelle schneller altern (Seneszenz) kann.

Um das Spike-Protein zu eliminieren, haben sich einige Methoden etabliert, die in der Praxis Wirksamkeit gezeigt haben, aber noch weiter erforscht werden müssen. Die erste Methode ist die Aktivierung der Autophagie, also der zellulären Selbstreinigung. Dies kann u.a. durch eine 3-tägige Wasserfast (kompletter Verzicht auf Nahrungsaufnahme) erreicht werden, wodurch der zelluläre Reinigungsprozess aktiviert wird und die Zelle sich von innen reinigen kann. Dabei wird auch das eigene Genmaterial gereinigt und von schädlichen Substanzen befreit.

Eine weitere Methode ist der Einsatz von Substanzen, die speziell das Spike-Protein aufspalten können (Spike-Cleavage). Eine dieser Substanzen ist Ivermectin. Diese Substanz steht auf der WHO-Liste der essenziellen Medikamente für ihre gute Sicherheit und Wirkung bei Parasiten. Es hat sich gezeigt, dass Ivermectin in frühen Infektionsphasen auch bei COVID und bei LongCOVID sinnvoll ist, da es das Spike-Protein blockieren/aufspalten kann.

Eine weitere Methode ist der Einsatz von Nattokinase, bzw. Serrapeptase. Diese Enzyme aus dem Ferment Natto bzw. der Seidenraupe können Bindegewebeverklebungen und Blutverklumpungen lösen und möglicherweise auch das Spike Protein spalten.

Eine Therapie wird immer individuell anhand der individuellen Situation und Diagnostik des Patienten gesteuert.

Säule 2: Entzündungsregulation

Bei LongCOVID zeigt sich fast immer eine chronische Entzündung, die aufgrund der Auswirkungen des Spike-Proteins sowie aufgrund von mitochondrialen Schäden entstehen kann. Mitochondriale Schädigungen führen zu einer Freisetzung von mitochondrialer DNA, die das Immunsystem aktiviert und die Symptome der Post-Exertional-Malaise (P.E.M.), wie schwere Erschöpfung nach leichten Belastungen, verursachen kann.

Eine weitere wichtige Rolle bei LongCOVID spielt die Neuroinflammation, also die Entzündung des Hypothalamus im Gehirn, die zu Symptomen wie Gehirnnebel, Konzentrationsstörungen und Schlafstörungen führen kann.

Eine Behandlung der Entzündung kann u.a. durch entzündungshemmende Substanzen erreicht werden, wie zum Beispiel Low Dose Naltrexon (LDN), Omega-3-Fettsäuren, Melatonin und N-Acetyl-Cystein. LDN wirkt indem es Mikrogliazellen im Gehirn repolarisiert und so die Neuroinflammation reduziert. Omega-3-Fettsäuren repolarisieren Makrophagen und können den chronisch-entzündlichen Zustand lindern. Melatonin hat entzündungshemmende Effekte auf das zentrale Nervensystem, unterstützt das Einschlafen und die nächtliche Regeneration. N-Acetyl-Cystein ist eine Vorstufe des körpereigenen Glutathions und hat starke Wirkung gegen oxidativen Stress und virale Infekte. Es hat sich bei LongCOVID als hilfreich bei Symptomen wie chronischem Husten, Druck auf der Brust, hohem Puls und Blutdruckproblemen erwiesen.All diese Substanzen wurden noch nicht abschliessend klinisch untersucht, werden aber im Rahmen des Off-Label-Use Prinzips schon vielfältig zur Behandlung von LongCOVID eingesetzt.

Probiotika regulieren die Darmflora, die wiederum das Immunsystem beeinflusst. Einige Probiotika haben sich in Studien als wirksam bei der Behandlung von LongCOVID erwiesen. Eine Diagnostik der Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren in Ernährung und Blutzellen ist auch relevant, um einen möglichen Mangel aufzudecken und gezielt behandeln zu können.

Auch die Kältetherapie bei trockenen -85 Grad Ceslius, wie wir sie im MOJO Institut anbieten, ist bei vielen LongCOVID Patienten sehr beliebt, weil sie bei einigen Patienten die Symptome deutlich senken kann.

Säule 3: Vegetative Regulation

Das unterbewusste Nervensystem (vegetatives Nervensystem) ist bei LongCOVID stets betroffen. Eine Dysregulation zeigt sich hierbei in Richtung Sympathikotonus, was bedeutet, dass das „Kampf-/Flucht-Nervensystem“ überaktiviert ist, während das regenerative Nervensystem (Parasympathikus, vorderer Vagus) nicht ausreichend aktiv ist. Dieser Zustand kann zu Symptomen wie Angst, Panikattacken, Unruhe, Herzklopfen und Pulsbeschleunigungen führen.

Eine Regulation des Nervensystems ist möglich durch die Verwendung von Nikotin (z.B. in Form von Pflastern oder Kapseln) sowie durch gezielte Atemübungen. Es gibt spezielle Atemtechniken wie das diaphragmatische Atmen, die helfen können, das Nervensystem zu beruhigen und zu regulieren. Auch Progressive Muskelentspannung und Yoga kann helfen, die Dysregulation des Nervensystems zu verbessern. Es ist jedoch wichtig, dass jeder Patient individuell betrachtet und beraten wird, da jeder eine andere Methode oder Kombination von Methoden benötigen kann.

Der Einsatz dieser Methoden zur Regulation des Nervensystems bedeutet NICHT, dass LongCOVID ausschliesslich „im Kopf“ besteht. Dies ist eine häufige Angst von LongCOVID Patienten, weil sie häufig klassifiziert werden als rein psychosomatische Fälle. Wir möchten hier deutlich klarstellen, dass LongCOVID eine objektivierbare Dysregulation des Nervensystem-Immunsystem-Stoffwechselkomplexes ist. Das medizinische Feld der Neuroimmunologie in dem unsere Ärzte ausgebildet sind, befasst sich mit genau solchen Dysregulationen.



Säule 4: Mitochondriale Regulation

Im Kern der menschlichen Energieproduktion liegen die Mitochondrien. Bei LongCOVID zeigen sich häufig Schäden oder Mangelsituationen der Mitochondrien. Um diese zu unterstützen, ist eine optimale Versorgung mit mitochondrial relevanten Nährstoffen wichtig. Diese finden sich primär in der tierischen Nahrungsquelle. Eine vegetarische oder vegane Ernährung kann gerade bei LongCOVID kontraindiziert sein, da diese Nährstoffe in pflanzlichen Lebensmitteln in geringeren Mengen vorhanden sind.

Relevante mitochondriale Nährstoffe sind Carnitin, Taurin, Anserin, Vitamin B1-12, CoEnzym Q10, Cholin, Kupfer, Eisen und Magnesium. Es ist jedoch wichtig, vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln immer einen Arzt mit orthomolekularer Kompetenz zu konsultieren, um mögliche Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten auszuschließen.

Eine tägliche Einnahme von Shilajit, welches hohe Mengen an Mineralien enthält, sowie die mitochondrienaktivierende Huminsäure und Fulvinsäure, bringt bei einigen Patienten symptomatische Fortschritte mit sich.

Eine weitere Möglichkeit, die Mitochondrien zu unterstützen, ist durch regelmäßige körperliche Aktivität und gezieltes Training, das die Mitochondrien als hormetischer Reiz anregt und und über PGC-1a Schalter stärkt. Auch eine ausreichende Zufuhr von Sauerstoff (Atmung, hyperbare Sauerstofftherapie) und eine Reduktion von oxidativem Stress (Nahrungsumstellungen) kann die Mitochondrienfunktion verbessern.

Bei allen mitochondrialen Interventionen ist die Heteroplasmie der Mitochondrien zu beachten, was zu einer Gesundung eine adäquate Dosierung der Trainingsreize bedarf. Zu niedrige und zu hohe Dosen und Volumina führen zur mitochondrialen Degeneration, während die richtigen hormetischen Dosierungen zur mitochondrialen Regeneration führen. Hier kann die Medizin sehr viel von der Sportwissenschaft lernen um die von Patienten gefürchtete post-exertional malaise (PEM) zu verhindern, während der Organismus dennoch ausreichend gefordert wird um regenerieren und heilen zu können.

Die Mitochondrien: Der Schlüssel zu Long-COVID

Long COVID, auch bekannt als Post-Akute COVID-19-Syndrom (PACS), betrifft viele Menschen, die eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus durchgemacht haben. Zu den langfristigen Symptomen gehören “Gehirnnebel”, Müdigkeit und Blutgerinnungsprobleme. Eine immer deutlichere Erklärung für Long COVID besteht darin, dass es mit einer schlechten Funktion der Mitochondrien zusammenhängt. Mitochondrien spielen eine wichtige Rolle bei der Energieproduktion und haben auch andere Funktionen, wie die Steuerung des Calciumhaushalts und die Regulation von oxidativem Stress. Eine beeinträchtigte mitochondriale Funktion könnte daraus resultieren, dass die vorherige Gesundheit der Mitochondrien den Krankheitsverlauf und die Erholung beeinflusst. Einige Menschen haben den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nach bereits vor der Infektion eine suboptimale mitochondriale Funktion aufgrund eines nicht-mitochondrial-optimierten Lebensstils, Alterungsprozessen oder zugrunde liegender Erkrankungen.

Die Beziehung zwischen Mitochondrien und SARS-CoV-2:

Es gibt Hinweise darauf, dass das SARS-CoV-2-Virus direkt mit den Mitochondrien interagiert und deren Funktion beeinflusst. Studien haben gezeigt, dass das Virus die Bildung von Mitochondrienkomponenten hemmt und die mitochondriale Permeabilität verändert. Es kann auch den mitochondrialen Membranpotenzial beeinflussen und den ATP-Synthase-Prozess stören. Dies könnte die Lunge beeinträchtigen, da dort eine gute Sauerstoffversorgung für die mitochondriale Funktion wichtig ist. Das Virus kann auch das Gehirn und den Darm infizieren und dort die mitochondrialen Netzwerke verändern.

Mitochondrien und Blutplättchen in Long COVID:

Eine beeinträchtigte mitochondriale Funktion kann auch Auswirkungen auf die Blutplättchen haben, die für die Blutgerinnung eine wichtige Rolle spielen. Eine Aktivierung der Blutplättchen kann zu einer Thrombose führen, und eine geschwächte mitochondriale Funktion kann die Überlebensfähigkeit der Blutplättchen verringern und das Thromboserisiko erhöhen. Es besteht auch die Möglichkeit, dass geschädigte Mitochondrien von Blutplättchen aufgenommen und an andere Zellen übertragen werden, was zu verschiedenen Auswirkungen auf den Organismus führen kann.



Die vielfältigen Funktionen der Mitochondrien

Ein wichtiger Aspekt bei der Erforschung des Virus ist, dass Mitochondrien nicht nur die “Energiekraftwerke” der Zelle sind, sondern auch viele andere Funktionen haben. Diese beinhalten unter anderem Calcium- und antioxidative Funktion. Der Krebs-Zyklus hat also viele Funktionen, z.B. ist Succinat an der Signalgebung, Tumorgenese, Entzündungen und Epigenetik beteiligt und kann die virale Replikation von Influenza durch Succinylierung viraler Nukleoproteine im Zellkern unterdrücken. Es ist daher relevant, dass der Tumornekrosefaktor (TNF) die Succinatproduktion steigern und den Rückstrom von Elektronen durch Komplex 1 und die Bildung von ROS fördern kann. Dies kann ein wirksamer Mechanismus zur Bekämpfung von Pathogenen sein, kann aber auch pathologisch sein, wenn er nicht kontrolliert wird und kann durch Metformin, einen bekannten Inhibitor von Komplex 1, moduliert werden.

Diese Erkenntnisse zeigen, dass die Gesundheit der Mitochondrien ein wichtiger Determinant für die Resistenz gegenüber diesem Virus ist, aber die Resistenz gegenüber oxidativem Stress kann von Zelle zu Zelle variieren, was den Ausgang je nach betroffenen Organen und Zellen, sei es direkt oder indirekt, beeinflussen kann. Es ist gut beschrieben, dass die Modulation von Zwischenprodukten des Krebs-Zyklus durch Viren entscheidend dafür ist, wie sie sich vermehren, da dies ihnen die benötigten Metabolite liefert. Gleichzeitig steuert dies das Immunsystem. Zum Beispiel haben Fumarat und Itaconat eine antivirale Wirkung und sind Immunmodulatoren, die den nukleären Faktor Erythroid 2-bezogenen Faktor 2 (Nrf2), einen Schlüsselregulator für die Resistenz gegenüber oxidativem Stress kontrollieren können, während Letzteres die Succinat-Dehydrogenase (SDH) inhibieren kann. Im Gegensatz dazu wird Succinat als proinflammatorisch angesehen.

Veränderter Krebs Zyklus bei COVID-19 Patienten

Es ist zu beachten, dass metabolomische Studien bei COVID-19-Patienten auf eine veränderte Krebs-Zyklus hinweisen, indem höhere Succinat- und Milchsäurewerte, aber niedrigere Zitronensäurewerte im Vergleich zu gesunden Kontrollen festgestellt wurden. Andere metabolomische Studien haben ebenfalls Veränderungen im Krebs-Zyklus gezeigt, die auf eine Mitochondrienschädigung hinweisen, mit einem Anstieg von Succinat. Diese Veränderungen könnten mit mitochondrialer Dysfunktion und Hypoxie zusammenhängen.

Mitochondrien, Lipidstoffwechsel und der Wettlauf gegen Viren: Eine ernährungsbedingte Auseinandersetzung

Im Kampf zwischen Wirt und Virus wurden im Laufe der Zeit verschiedene Strategien entwickelt, um den Eindringling abzuwehren. Eine wichtige Rolle spielen dabei der Stoffwechsel, insbesondere der Krebszyklus und die Funktion der Mitochondrien. Dabei wird von Seiten des Wirts versucht, die Verwendung von Lipiden durch den Erreger zu verhindern und gleichzeitig die Membranstruktur zu verändern, um das Eindringen zu erschweren. Diese Auseinandersetzung wird auch als “ernährungsbedingte Immunität” bezeichnet. Es scheint, dass das SARS-CoV-2-Virus diese Strategie ebenfalls anwendet, indem es den Lipidstoffwechsel des Wirts umfassend umprogrammiert und Lipidtröpfchen bildet.

Mitochondrien und Lipidstoffwechsel:

Mitochondrien spielen eine entscheidende Rolle im Lipidstoffwechsel, indem sie zum Beispiel durch den Krebszyklus Intermediäre und NADPH bereitstellen oder Fettsäuren bei der Atmung verbrennen. Weniger bekannt ist, dass ihre Funktion stark von ihrem eigenen Lipidsystem abhängig ist, weshalb sie eine eigene Fettsäuresynthase (mtFAS) besitzen. Die mitochondriale Fettsäuresynthese koordiniert den oxidativen Stoffwechsel, und ihr Verlust führt zu Problemen bei der Produktion von ETC-Komplexen. Defekte in der mitochondrialen Fettsäuresynthese sind mit neurodegenerativen Erkrankungen assoziiert. Darüber hinaus unterstützt die NAD-Kinase (NADK) die Lipidbiosynthese, indem sie einen Pool von NADPH aufrechterhält, der gemeinsam mit mtFAS für die Aufrechterhaltung der mitochondrialen Masse und die Kontrolle von Acetyl-CoA und PGC-1α entscheidend ist. Eine Verschiebung in der mitochondrialen Funktion, die mit einer veränderten Lipidstoffwechsel zusammenhängt, könnte also durch das Virus induziert werden. Wir sehen im MOJO Institut bei Patienten mit LongCOVID deutliche Veränderungen der Symptomatik, wenn wir über NAD+, Carnitin, ketogene Ernährung oder andere Lipidmodulierende Therapien intervenieren.#

Gestörter Fettstoffwechsel bei Long COVID

Long-COVID äußert sich unter anderem als körperliche Belastungsintoleranz. Bei Long COVID ist eine erhöhte Laktatanhäufung im arteriellen Blut und eine verminderte Fettsäureoxidation während belastungsabhängiger Tests aufgefallen, was auf gestörten Stoffwechsel und mitochondrialen Defekt hindeutet. Es ist unklar, ob die tiefgreifenden Stoffwechselstörungen, die bei akuter Coronavirus-2019-Erkrankung (COVID-19) im Plasma identifiziert wurden, auch bei Long COVID vorliegen. Eine Studie untersuchte das Plasma von Patienten, die eine COVID-19-Erkrankung ohne Krankenhausaufenthalt hatten, und verglich die Plasma-Metabolitenprofile von Patienten mit Long COVID und Patienten ohne spätere Folgen (COVID-19-Rekonvaleszenten). Das Ziel der Studie war es, die metabolischen Veränderungen in Long COVID zu identifizieren und Hinweise auf die zugrunde liegenden Mechanismen der Krankheit zu erhalten.

Methoden:
Das Plasma der Studienteilnehmer wurde mittels Massenspektrometrie-basierter untargeted Metabolomics analysiert. Die Daten wurden statistisch analysiert und die metabolischen Profile der verschiedenen Gruppen verglichen.

Ergebnisse:
Das Plasma von Patienten mit Long COVID zeigte im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen und COVID-19-Rekonvaleszenten signifikant höhere Konzentrationen von Fettsäuren und Acylcarnitinen, insbesondere ungesättigten Fettsäuren. Gleichzeitig waren die Konzentrationen von Mono-, Di- und Tricarboxylaten, Polyaminen und Taurin im Plasma von Long COVID-Patienten stark erniedrigt. Insgesamt deuteten die Plasmametabolit-Profile auf einen gestörten Fettsäurestoffwechsel und eine ineffiziente mitochondriale Lipidkatabolismus hin.

Diskussion:
Diese Befunde, unterstützt durch Daten aus anderen metabolomischen Studien, geben Aufschluss über die Stoffwechselveränderungen bei Long COVID und liefern Hinweise auf eine mitochondriale Dysfunktion. Da die Patienten mit Long COVID auch während der Belastungstests eine verminderte Fettsäureoxidation zeigten, könnte die gestörte mitochondriale Fettverbrennung für die Entwicklung von Long COVID verantwortlich sein. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die zugrunde liegenden Mechanismen und Möglichkeiten der therapeutischen Intervention zu klären.

Schlussfolgerung:
Die Metabolom-Signaturen im Plasma von Long COVID-Patienten deuten auf einen gestörten Fettsäurestoffwechsel und einen gestörten mitochondrialen lipiden Katabolismus hin. Diese Stoffwechselveränderungen im Ruhezustand sind mit früheren Befunden einer mitochondrialen Dysfunktion während des Sports konsistent und könnten den Weg für therapeutische Interventionen zur Wiederherstellung der mitochondrialen Fettverbrennungskapazität ebnen.

Anti-Oxidative Kompetenz

Neue Untersuchungen stellen fest, dass die Patienten mit Long COVID  häufig eine verminderte Antioxidative-Aktivität und eine erhöhte Entzündungsreaktion aufweisen. Zudem konnten sie zwei Untergruppen von Patienten identifizieren, von denen eine Schweregrade der Symptome aufwies, die mit erhöhtem oxidativem Stress, Entzündungen und niedrigen SpO2-Werten (Sauerstoffsättigung des Blutes) einhergingen.

Die Ergebnisse legen nahe, dass sowohl die Sauerstoffsättigung als auch die Körpertemperatur während der akuten Infektion prädiktive Faktoren für die Schwere der langanhaltenden Symptome bei Long COVID sind. Niedrige SpO2-Werte und hohe Körpertemperaturen während der akuten Infektion führten zu erhöhtem oxidativen Stress und verringerten Antioxidantien-Spiegeln, was wiederum mit ausgeprägten Symptomen von Depression, Angst und chronischer Müdigkeit während Long COVID verbunden war.

Es wurde auch festgestellt, dass verschiedene Biomarker des oxidativen und neuro-entzündlichen Stresses (wie z.B. MDA, MPO, NO, CRP) signifikant mit den Symptomen von Long COVID korrelierten. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der oxidativer Stress und die dysregulierte immun-entzündliche Reaktion als gemeinsame pathophysiologische Grundlage für somatische und psychische Symptome von Long COVID dienen könnten.

Etwa 60% der Varianz in den neuropsychiatrischen Symptomen von Long-COVID wurde durch das OX/ANTIOX-Verhältnis, die Körperkerntemperatur und SpO2 erklärt. Ein gesenkter SpO2-Wert sagt das OX/ANTIOX-Verhältnis während Long-COVID deutlich vorher. Der Einfluss von akutem COVID-19 auf die Symptome von Long-COVID teilweise durch OX/ANTIOX vermittelt, insbesondere durch gesunkene Glutathion- und Zinkspiegel, sowie die erhöhte Bildung von aldehydassoziierten Lipidperoxidationsprodukten.



Lipidperoxidation in Long-COVID

Oxidativer Stress ist ein Zustand, bei dem ein Ungleichgewicht zwischen der Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) und der antioxidativen Abwehr im Körper besteht. Dieser Stress kann zu Schäden an Zellen, Geweben und Organen führen. Eine der Folgen des oxidativen Stresses ist die Lipidperoxidation, bei der unkontrollierte ROS-Produktion zu einer Schädigung von Lipiden führt. In der Studie wurde der oxidativen Schaden durch die Messung des Malondialdehyd (MDA) im Blutserum untersucht.

Studie mit italienischen Arbeitnehmern:

In der Studie wurden insgesamt 127 Arbeitnehmer einer italienischen Universität untersucht, darunter 80 Personen, die zuvor an Covid-19 erkrankt waren, und 47 gesunde Kontrollpersonen. Es wurde festgestellt, dass die Serum-MDA-Werte bei den Covid-19-Patienten signifikant höher waren als bei den gesunden Kontrollpersonen. Dies deutet darauf hin, dass auch bei milden Covid-19-Infektionen ein persistierender oxidativer Schaden auftreten kann.

Zusammenhang mit Langzeitfolgen:

Unter den Covid-19-Patienten wurden 34 Personen identifiziert, die an anhaltenden Symptomen nach der Infektion litten, während 46 Personen keine anhaltenden Symptome hatten. Es wurde festgestellt, dass die MDA-Werte bei den Patienten mit anhaltenden Symptomen signifikant höher waren als bei denjenigen ohne Symptome. Dies deutet darauf hin, dass oxidativer Schaden ein prädiktiver Faktor für die Entwicklung des Post-Covid-Syndroms sein könnte.

Weitere Ergebnisse und Implikationen:

Die Studie ergab auch, dass der Serum-MDA-Wert in Verbindung mit dem Hämatokrit-Wert und dem IgG-Titer gegen SARS-CoV-2 als prädiktive Faktoren zur Unterscheidung zwischen Personen mit und ohne Langzeitfolgen dienen könnte. Dies legt nahe, dass oxidativer Stress, entzündliche Prozesse und Blutgerinnungsstörungen an der Pathogenese des Post-Covid-Syndroms beteiligt sein könnten.

Sind LongCOVID und ME/CFS die gleiche Erkrankung?

Neuroglia-Versagen: Ein vereinheitlichendes neuroentzündliches Modell für das Post-Viral Fatigue-Syndrom von COVID-19 und ME/CFS

Ein breites Spektrum pathobiologischer Erklärungen wurde vorgeschlagen, um das Post-Viral Fatigue-Syndrom von COVID-19 (PVFS) und ME/CFS zu erklären. Während die meisten Hypothesen von einer immunologischen Basis für ME/CFS ausgehen, unterscheiden sie sich darin, wie die immunologische Dysfunktion zu klinischen Manifestationen führen kann. In diesem Kontext hat die Untersuchung von Entzündungsprozessen im Zentralnervensystem (ZNS) in der ME/CFS-Forschung zunehmend Beachtung gefunden. Entzündungen im ZNS lösen eine gut koordinierte Reaktion aus, die die Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Zytokinen und Chemokinen sowie die Aktivierung nachgeschalteter Signalwege umfasst, die vorübergehend die Blut-Hirn-Schranke stören können. Diese Reaktionen werden in enger Abstimmung mit Mikroglia, den residenten Immunzellen des ZNS, zusammen mit Astrozyten, den mikrovaskulären Endothelzellen und perivaskulären ZNS-Makrophagen kontrolliert. Daher haben kürzlich veröffentlichte Studien den Beitrag von neuroglialer Dysfunktion und hauptsächlich von Mikroglia zur Ätiopathogenese und Progression von ME/CFS betont.

Ursache für eine vereinheitlichende pathophysiologische Modellvorstellung ist, dass die gemeinsamen Auslöser von ME/CFS, nicht nur die Infektionserreger, sondern auch Impfungen, chemische Toxine und emotionales Trauma sowie COVID-19 selbst, dieselbe Eigenschaft teilen: Sie sind starke physiologische Stressoren, die eine akute neuroimmune Reaktion induzieren können. Ein vorgeschlagenes Ziel dieser anfänglichen entzündlichen Reaktion ist das Stresszentrum des Gehirns, eine Gruppe von Neuronen im hypothalamischen paraventrikulären Kern (PVN), das als Schlüsselort in der Pathophysiologie von ME/CFS postuliert wurde. Der hypothalamische PVN fungiert als Stressintegrator, der eine Vielzahl physiologischer Stressoren verarbeitet und darauf reagiert. Er spielt eine wesentliche Rolle bei der neuroendokrinen und autonomen Regulation.

SARS-CoV-2 hat gezeigt, eine akute Entzündungsreaktion an der ursprünglichen Infektionsstelle und systemisch auszulösen, was zu einem Anstieg der Freisetzung von Chemokinen und proinflammatorischen Zytokinen wie Interleukin-6, Tumor-Nekrose-Faktor alpha und IL-1β führt. Studien deuten darauf hin, dass ein schwererer Verlauf von COVID-19 zu einem stärkeren Zytokinsturm führt. Die proinflammatorischen Zytokine in der systemischen Zirkulation wirken auf die circumventrikulären Organe – Bereiche des Gehirns, die eine unvollständige Blut-Hirn-Schranke haben und daher Blutchemikalien erkennen können, z.B. das Area postrema, das diese Signale dann an den hypothalamischen PVN weiterleitet. Proinflammatorische Mediatoren, die von Immunzellen im lymphoiden Gewebe freigesetzt werden, können auch über die afferenten Vagusnervenfirern aufsteigend kommunizieren und den Nucleus tractus solitarius aktivieren, der ebenfalls neurale Reize und sezernierte Faktoren an den hypothalamischen PVN weiterleitet. Neben diesen Routen, die zu einer Entzündung des ZNS führen können, gibt es auch Hinweise darauf, dass SARS-CoV-2 ein neuroinvasives Potenzial hat und einen direkten proinflammatorischen, reaktiven Zustand der Mikroglia hervorrufen kann.

Eine Verbindung zwischen der Schwere der systemischen entzündlichen Reaktion, die durch SARS-CoV-2 hervorgerufen wird, und dem Auftreten von PVFS wurde jedoch noch nicht bestätigt. Eine kürzlich durchgeführte irische Studie fand keine Korrelation zwischen der Schwere der SARS-CoV-2-induzierten proinflammatorischen Reaktion (gemessen an den Blutspiegeln von IL-6, sCD25, C-reaktivem Protein und Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis) oder der Hospitalisierung mit dem Auftreten von Erschöpfungssymptomen, wenn diese 10 Wochen nach der viralen Infektion untersucht wurden. Jedoch trugen weibliches Geschlecht und eine bereits bestehende Diagnose von Depressionen oder Angstzuständen signifikant zur Verschlimmerung der PVFS bei. Diese Ergebnisse bestätigen, dass eine milde SARS-CoV-2-Infektion bei einigen Patienten eine ausreichende Stressreaktion auslösen kann, um ME/CFS-Symptome zu verursachen. Sie legen auch nahe, dass zusätzlich zur viralen Infektion weitere Faktoren wie psychosozialer Stress und belastende Lebensumstände während der Pandemie das entzündliche Milieu im ZNS verstärken

Die Darm-Dysbiose bei LongCOVID und dem chronischen Erschöpfungssyndrom (ME/CFS)

Die Darmmikrobiota kann die menschliche Gesundheit beeinflussen und die Immunität regulieren, indem sie verschiedene immunmodulatorische Metaboliten wie kurzkettige Fettsäuren (SCFAs) produziert. Butyrat, eine Form von SCFA, spielt eine wichtige probiotische Rolle, indem es vor allem die Darmbarriere stärkt und mit dem Immunsystem des Darms interagiert. Die meisten Butyrat-produzierenden Bakterien im menschlichen Darm gehören zur Phylum Firmicutes, insbesondere zu den clostridialen Clustern IV und XIVa.

Studien haben Unterschiede in der Darmmikrobiota zwischen Patienten mit ME/CFS und gesunden Personen festgestellt, was auf eine Dysbiose hindeutet. Eine kürzlich durchgeführte Studie zeigte eine verringerte Anzahl der beiden wichtigsten Butyrat-produzierenden Bakterien im menschlichen Darm – Faecalibacterium prausnitzii und Eubacterium rectale – bei Patienten mit ME/CFS. Interessanterweise war die Anzahl von Faecalibacterium prausnitzii umgekehrt proportional zur Schwere der Erschöpfungssymptome.

Es gibt Hinweise darauf, dass Pls-Bakterien in der Darmmikrobiota eine Rolle bei der ME/CFS-assoziierten Dysbiose spielen könnten. Pls werden sowohl von Säugetieren als auch von Bakterien produziert. In den letzten Jahren wurde ein Pls-Biosyntheseweg bei Anaerobiern, insbesondere in Clostridium perfringens, entdeckt. Dieser Biosyntheseweg wurde auch in einigen menschlichen Darmmikrobiota-Spezies gefunden. Es ist jedoch noch unklar, ob diese Pls-Produktion durch die Darmmikrobiota auf den Menschen übertragen werden kann und ob sie menschliche Pls-Spiegel beeinflusst.

Auch bei COVID-19 wurden signifikante Veränderungen in der Darmmikrobiota festgestellt. Einige Studien zeigten, dass eine Dysbiose im Zusammenhang mit COVID-19-Schweregrad steht und dass bestimmte Bakterienarten, wie Faecalibacterium prausnitzii, invers mit dem Schweregrad der Krankheit korrelieren. Auch nach der Genesung von COVID-19 persistierte die Dysbiose, und opportunistische Pilzpathogene wurden im Stuhl der Patienten nachgewiesen.

Die post-COVID-19-Symptomatik, auch als Long-COVID bezeichnet, wird mit einer veränderten Darmmikrobiota in Verbindung gebracht. Patienten mit post-COVID-19-Symptomatik zeigten eine erhöhte Anzahl von Ruminococcus gnavus und Bacteroides vulgatus, sowie eine verringerte Anzahl von Faecalibacterium prausnitzii. Butyrat-produzierende Bakterien, einschließlich Bifidobacterium pseudocatenulatum und Faecalibacterium prausnitzii, korrelierten invers mit den PVFS-Symptomen (anhaltende Symptome wie Erschöpfung und kognitive Beeinträchtigung).

Aufgrund der Gemeinsamkeiten in der Dysbiose zwischen ME/CFS und COVID-19 kann vermutet werden, dass eine Depletion von Butyrat-produzierenden Bakterien ein gemeinsamer pathophysiologischer Mechanismus für beide Erkrankungen sein könnte. Dieser Mechanismus könnte auch teilweise die beobachtete Abnormalität der zirkulierenden Pls bei COVID-19 erklären.

Insgesamt legen diese Erkenntnisse nahe, dass eine gestörte Darmmikrobiota und eine Depletion von Butyrat-produzierenden Bakterien eine Rolle bei ME/CFS und COVID-19 spielen könnten.

Darmbarriere und mikrobielle Translokation

Die Darmbarriere spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Gesundheit des Körpers. Bei einer Schädigung der Darmbarriere können jedoch Mikroorganismen und deren Bestandteile in den Organismus gelangen und Entzündungsreaktionen auslösen. Dieser Prozess, bekannt als microbial translocation, wurde auch bei Long COVID beobachtet. Die Schädigung der Darmbarriere durch das SARS-CoV-2-Virus ermöglicht die Migration von Darmbakterien und ihren Bestandteilen, wie zum Beispiel Lipopolysacchariden (LPS), in den Blutkreislauf und letztendlich ins Gehirn. Dies könnte zu kognitiven Beeinträchtigungen führen.

Tauopathie und SARS-CoV-2-Virus-induzierte Zellfusion:

Tauopathien sind neurodegenerative Erkrankungen, bei denen es zu einer Anhäufung von Tau-Protein in den Neuronen kommt. Das SARS-CoV-2-Virus kann das Tau-Protein beeinflussen und eine verstärkte Phosphorylierung (pTau) fördern. Dieses hyperphosphorylierte Tau kann sich in gesunden Zellen ausbreiten und die Bildung von fusionierten, multinuklearen Zellsyncytien erleichtern. Diese Zellsyncytien könnten zu kognitiven Beeinträchtigungen führen, indem sie die Ausbreitung von pTau fördern.

Therapeutische Ansätze: TaVNS und die Rolle des Vagusnervs:

Transkutane Vagusnervstimulation (taVNS) ist eine nichtinvasive Behandlungsmethode, die das Gleichgewicht des Nervensystems wiederherstellen kann. taVNS hat das Potenzial, die Integrität der Darmbarriere wiederherzustellen und virale Rückzugsorte zu beseitigen, indem es das Immunsystem aktiviert und eine antivirale Wirkung entfaltet. Darüber hinaus kann taVNS die Aktivität des Vagusnervs erhöhen und die Freisetzung von Acetylcholin (ACh), einem wichtigen Neurotransmitter für die kognitive Funktion, fördern.

Ein infizierter Vagusnerv

Eine neue Studie hat konkret nachweisen können, dass bei COVID-19 das Spike Protein den Hirnstamm infizieren und entzünden kann und somit zu Dysautonomie des Vagusnerv führen kann. Wir haben dir eine einfache Zusammenfassung dieser Studie angefertigt.

Forscher führten eine histopathologische Charakterisierung von postmortalen Vagusnerven von COVID-19-Patienten und Kontrollen durch und entdeckten SARS-CoV-2-RNA zusammen mit entzündlichen Zellinfiltrationen, hauptsächlich bestehend aus Monozyten. Zudem führten sie eine RNA-Sequenzierung durch und stellten eine starke entzündliche Reaktion von Neuronen, Endothelzellen und Schwann-Zellen fest, die mit der SARS-CoV-2-RNA-Belastung korrelierte. Schließlich untersuchten sie eine klinische Kohorte von 323 Patienten, um ein klinisches Phänotyp von Vagusnerv-Veränderungen zu erkennen und stellten eine verringerte Atemfrequenz bei nicht überlebenden Patienten mit schwerem COVID-19 fest. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass SARS-CoV-2 eine Entzündung des Vagusnervs verursacht, die zu autonomen Dysfunktionen führt und sich auf den Krankheitsverlauf von COVID-19 auswirken kann.

Vagusnerv-Entzündung bei COVID-19:

Die Forscher analysierten zunächst die Vaguskerne im Hirnstamm und stellten eine erhöhte Anzahl von entzündlichen Zellen, wie Monozyten und CD8+ T-Zellen, fest. Anschließend untersuchten sie den Vagusnerv direkt und fanden bei 27 verstorbenen COVID-19-Patienten eine erhöhte Expression von Genen, die mit einer entzündlichen Reaktion und dem antiviralen Interferon-Signalweg zusammenhängen. Die Forscher fanden auch SARS-CoV-2-RNA in den Vagusnerven der verstorbenen Patienten, nicht jedoch in den Kontrollproben. Die SARS-CoV-2-RNA-Belastung korrelierte mit der Expression von Genen, die mit entzündlichen Reaktionen und der Komplementaktivierung zusammenhängen. Interessanterweise zeigten Genexpressionsprofile, die mit der neuronalen Signalgebung und dem Aufbau des neuronalen Transportsystems zusammenhängen, eine umgekehrte Korrelation mit der SARS-CoV-2-RNA-Belastung, was auf eine dosisabhängige axonale Dysfunktion hindeutet.

Vagusnerv-Entzündung beeinflusst neuronale Interferon- und Stressreaktionen:

Die Wissenschaftler identifizierten verschiedene Zelltypen, die von der SARS-CoV-2-Infektion betroffen waren, darunter NK-Zellen, Monozyten, Endothelzellen und Schwann-Zellen. Eine starke Interferon-Antwort wurde in fast allen Zelltypen beobachtet, einschließlich Neuronen und Endothelzellen, was darauf hindeutet, dass das Interferon-Signal die Dysfunktion des Vagusnervs in COVID-19 wesentlich beeinflusst. Zusätzlich stellten sie in den neuronalen Modulen, die bei COVID-19 signifikant angereichert waren, Stressreaktionen fest, wie die Unfolded Protein Response und die Endoplasmatische-Retikulum-Stressreaktion. Die Immuno-histologischen Analysen der Vagusnerven von COVID-19-Patienten bestätigten die Ergebnisse der Transkriptionsstudien.

Atemfrequenz als Biomarker für Vagusnerv-Dysfunktion bei COVID-19:

In einem weiteren Schritt untersuchten die Forscher eine Kohorte von 323 COVID-19-Patienten und fanden heraus, dass die Atemfrequenz als Biomarker für die Vagusnerv-Dysfunktion verwendet werden kann. Reduzierte Atemfrequenz war der stärkste Prädiktor für die Mortalität bei kritischem COVID-19. Die Atemfrequenz korrelierte nicht mit Blutgasparametern, wie Kohlendioxid-Spiegeln und Azidose, was darauf hindeutet, dass sie von physiologischen Modulatoren der Atmung entkoppelt ist.

Die Studien zeigen, dass der Vagusnerv bei COVID-19 betroffen ist und eine Entzündung des Vagusnervs zu autonomen Dysfunktionen beiträgt. SARS-CoV-2-RNA und eine starke Entzündungsreaktion wurden im Vagusnerv nachgewiesen, was auf eine mögliche direkte Infektion oder eine Reaktion auf die Infektion in anderen Körperregionen hindeutet. Dysautonomie, die durch die Entzündung des Vagusnervs verursacht wird, kann zu einer schwereren COVID-19-Erkrankung beitragen. Weitere Forschungen sind erforderlich, um das zugrunde liegende Mechanismus der Dysautonomie bei COVID-19 zu verstehen, aber diese Studie liefert wichtige Hinweise auf den Einfluss von SARS-CoV-2 auf das autonome Nervensystem.



Nährstoffdefizite und Long-COVID:

Studien haben gezeigt, dass Nährstoffdefizite wie Vitamin B12, Zink, Selen, Vitamin D, Eisen und Magnesium mit einem erhöhten Risiko für COVID-19-Infektionen und schwerwiegende Krankheitsverläufe in Verbindung gebracht werden können. Diese Nährstoffe spielen eine wichtige Rolle bei der Stärkung des Immunsystems und der Bekämpfung von Infektionen. Bei einem Mangel an diesen Nährstoffen ist das Immunsystem geschwächt und die Fähigkeit des Körpers, Krankheitserreger abzuwehren, ist beeinträchtigt. Dies erhöht das Risiko für eine schwerere COVID-19-Erkrankung.

Zink und Selen als entscheidende Nährstoffe:

Besonders hervorzuheben sind die Nährstoffe Zink und Selen. Zink ist für die Funktion des Immunsystems unerlässlich und spielt eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Entzündungen und der Bildung von Antikörpern. Ein Zinkmangel kann zu einer gestörten Immunantwort führen und das Risiko von schweren Infektionen, einschließlich COVID-19, erhöhen. Ähnlich ist Selen ein entscheidendes Spurenelement, das für die DNA-Synthese und die Proliferation der Immunzellen benötigt wird. Ein Selenmangel kann zu einer beeinträchtigten Immunantwort führen und das Risiko von Infektionen erhöhen.

Langzeitfolgen von Nährstoffdefiziten – Long COVID:

Personen mit Nährstoffdefiziten haben nicht nur ein erhöhtes Risiko, schwere COVID-19-Infektionen zu entwickeln, sondern sie sind auch anfälliger für langfristige gesundheitliche Auswirkungen, die als Long COVID bekannt sind. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die an Long COVID leiden, häufiger Defizite an essentiellen Nährstoffen aufweisen. Diese langfristigen Auswirkungen können Erschöpfung, andauernde Atemprobleme, kognitive Beeinträchtigungen und andere Symptome umfassen.

Zink und der durch COVID verursachte Verlust von Geruch und Geschmack

Der Verlust von Geruchssinn und Geschmackssinn tritt häufig als Symptom bei COVID-19 auf. Eine mögliche Erklärung für die Wirkung von Zink bei der Verkürzung der Dauer von Anosmie (Geruchsverlust) während einer COVID-19-Erkrankung liegt in der initialen Infektionsstelle und der Rolle, die Zink bei der Geruchswahrnehmung spielt. Der Nasen-Rachenraum ist ein häufiger Ort für die erste Begegnung mit dem SARS-CoV-2-Virus. Bei einer Vermehrung des Virus kommt es zu einer lokalen Zinkverarmung, da sowohl viele Proteine (10%) als auch die virale Replikation Zinkionen benötigen. Eine lokale Zinkverarmung würde die Geruchswahrnehmung ohne dieses essenzielle Metallion beeinträchtigen.

Es gibt zwei Schritte bei der Erkennung von Duftmolekülen, die Zink erfordern. Der erste Schritt ist die Spaltung von Verbindungen, die die Duftwahrnehmung maskieren, und der zweite Schritt ist die Verknüpfung von Duftmolekülen, um die Wahrnehmung zu beenden und eine Sättigung des Riechrezeptors zu verhindern. Das Gen für das Geruchsmolekül-verarbeitende Enzym UDP-Glucuronosyltransferase (UGT), das bei Zinkmangel erhöht ist, steht in Verbindung mit dem durch COVID verursachten Geruchsverlust. Die Enzyme UGT und β-Glucuronidase sind für den Geruchssinn unerlässlich. Zink aktiviert die membrangebundene β-Glucuronidase. Hohe Zinkkonzentrationen können UGT und β-Glucuronidase vollständig inaktivieren. Diese Effekte von Zink auf β-Glucuronidase und UGT können den paradoxen Zusammenhang von Anosmie mit Zinkmangel und hoher Zinkkonzentration erklären.

Metabolische Flexibilität

Eine schlechte metabolische Flexibilität aufgrund eines Lebensstils, der die optimale Funktion der Mitochondrien nicht stimuliert, kann zu reduzierter Immunfunktion und damit zu Viruspersistenz führen.

Metabolische Flexibilität bezieht sich auf die Fähigkeit des Körpers, effizient zwischen verschiedenen Energiequellen und Stoffwechselwegen zu wechseln, um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden. Dieser Prozess ist essenziell für die Aufrechterhaltung eines gesunden Stoffwechsels und einer optimalen Energieversorgung.

Die Verbindung zwischen metabolischer Flexibilität, Immunfunktion und Long COVID ist ein wichtiges Forschungsfeld. Ein Lebensstil ohne MOJO, der unzureichende Bewegung, nicht-artgerechte Ernährung und unregelmäßige Schlafgewohnheiten umfasst, kann die metabolische Flexibilität beeinträchtigen. Dies wiederum kann zu chronischer niedergradiger Entzündung führen, die das Immunsystem belastet und eine suboptimale Immunantwort auf Krankheitserreger, wie das COVID-19-Virus, zur Folge haben kann.

Es hat sich gezeigt, dass Long-COVID Patienten eine deutlich schlechtere metabolische Flexibilität aufweisen als gesunde Kontrollpersonen. Dies zeigte sich im oralen Glukosetoleranztest mit gleichzeitiger Insulinmessung. Patienten zeigten eine deutlich höhere Fläche unter der Kurve was für eine Insulinresistenz mit Hyperinsulinämie und eine reduzierte metabolische Flexibilität spricht.

Die Kultivierung einer gesunden metabolischen Flexibilität erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise an den Lebensstil. Eine kohlenhydratarme Ernährung, intermittierendes Fasten, Krafttraining und individuelle Nährstofftherapie können beispielsweise dazu beitragen, die metabolische Flexibilität zu verbessern. 

Insgesamt kann die Kultivierung einer gesunden metabolischen Flexibilität dazu beitragen, das Risiko von langanhaltenden Symptomen nach einer COVID-19-Infektion zu verringern und die allgemeine Resilienz des Körpers gegenüber verschiedenen Krankheitserregern zu stärken.

Eine anti-entzündliche Immunsignatur

Es wurde eine explorative Studie durchgeführt, bei der Blutplasma von gesunden Geimpften, genesenen COVID-19-Patienten und Patienten mit LCS untersucht wurde.

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass LCS-Patienten im Vergleich zu gesunden Individuen und genesenen Patienten leicht erhöhte Entzündungswerte aufwiesen. Die Proteomanalyse des Blutplasmas ergab niedrige Spiegel an akut-phase Proteinen und an Makrophagen-abgeleiteten sekretierten Proteinen bei LCS-Patienten. Zudem wurden hohe Spiegel an entzündungshemmenden Molekülen wie Omega-3-Fettsäuren in LCS-Patienten gefunden.

Auch die Stoffwechselanalyse zeigte interessante Ergebnisse. LCS-Patienten wiesen hohe Spiegel an entzündungshemmenden Osmolyten wie Taurin und Hypaphorin auf, während die Spiegel an Aminosäuren und Triglyceriden niedrig waren. Zudem waren die Acylcarnitin-Spiegel dereguliert.

Basierend auf diesen Ergebnissen wird ein Modell vorgeschlagen, das eine Rolle für polarisierte Makrophagen bei den beobachteten Veränderungen spielt. Alternativ polarisierte Makrophagen könnten als Hauptursache für die molekularen Veränderungen in LCS-Patienten verantwortlich sein.

Die Erkenntnisse aus dieser Studie können dazu beitragen, die Pathophysiologie von LCS besser zu verstehen. Es scheint, dass eine entzündungshemmende Signatur, insbesondere durch anti-entzündliche Oxylipine und Osmolyte, eine Rolle bei der Entwicklung von LCS spielt.

Implikationen und Ansätze zur Behandlung:

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine gesunde mitochondriale Funktion bei der Vorbeugung und Behandlung von Long COVID eine wichtige Rolle spielt, und dass vor allem hormetische Interventionen Effekte bei der Re-polarisierung der Makrophagen zeigen könnten. Eine Verbesserung der mitochondrialen Gesundheit kann durch einen hormetischen Lebensstil herbeigeführt werden. Darüber hinaus könnten bestimmte chemische Verbindungen oder nicht-chemische Modalitäten, wie Photobiomodulation, eingesetzt werden, um die mitochondriale Funktion zu fördern.

Restaurierung der metabolischen Flexibilität – ein hormetischer Ansatz?

Die Hormese-Theorie besagt, dass unser Körper von gelegentlichem, mildem Stress, der die richtige Art von Reiz darstellt, angeregt werden muss, um optimal gesund zu bleiben. Wenn Long COVID im Wesentlichen ein chronischer und selbstverstärkender metabolisch unausgeglichener Zustand/Syndrom ist, der durch das Virus verursacht wird und nicht abklingt, kann der richtige Reiz oder die Hemmung entzündungsfördernder Signalwege zur Genesung beitragen? Dies könnte in Form von medikamentöser Therapie, Bewegung, Kalorienrestriktion oder sogar elektromagnetischer und lichtbasierter Modulation des Stoffwechsels erfolgen. Das Ziel wäre die Wiederherstellung der mitochondrialen Gesundheit. Unsere Erfahrung zeigt: JA, das geht! Studien dazu stehen jedoch noch aus und wir freuen uns über finanzielle Unterstützung zur Durchführung solcher Studien.

Tatsächlich gibt es aufgrund des Mangels an Konsens über die zugrunde liegende Pathologie und einer Vielzahl von Definitionen bereits viele laufende Studien, die verschiedene Ansätze testen, die sowohl einzelne Symptome wie Müdigkeit oder Lungenerkrankungen als auch allgemeinere Ansätze ins Visier nehmen, die aufgrund des entzündlichen Komponente darauf abzielen, Entzündungen zu unterdrücken. Zu den Ansätzen gehören unter anderem hyperbare Sauerstoff- und Radiofrequenztherapien, Kortikosteroide und Statine, entzündungshemmende Biologika, Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin C, Nicotinamid, Coenzym Q10 und Melatonin, Polyphenole und die Aktivierung von Nrf2, sowie Bewegung und Atemübungen. Interessanterweise wurde sogar ein Zwischenprodukt des Citratzyklus, Oxalacetat, mit einigem Erfolg bei ME/CFS und der mit Long COVID assoziierten Müdigkeit eingesetzt. Auch Endocannabinoide aufgrund ihrer entzündungshemmenden Potenziale wurden untersucht und es gibt einige Evidenz für ihre Wirksamkeit. Ein ganzheitlich hormetischer Ansatz, wie wir ihn im MOJO Institut verfolgen, wurde jedoch noch nicht konkret bei Long COVID untersucht.

Hormesis als Medizin

Es wurde festgestellt, dass eine Lebensweise ohne hormetische Reize zu einer Verschlimmerung akuter Erkrankungen und von Long COVID führen kann. Beispielsweise kann eine sterile Aktivierung des NLRP3-Inflammasoms im metabolischen Syndrom zu einer generalisierten Entzündungsreaktion führen, die auch mit einer mitochondrialen Dysfunktion verbunden ist. Da sich Blutplättchen NLRP3 enthalten, könnte eine erhöhte Aktivierung dieses Proteinkomplexes durch Viren wie das Dengue-Virus zu einer Thrombozytopenie führen. Es scheint auch einen Zusammenhang zwischen dem metabolischen Syndrom und der Schwere von COVID-19 zu geben. Dies deutet darauf hin, dass erhöhte NLRP3-Aktivität aufgrund einer vorbestehenden Erkrankung die Funktion der Blutplättchen weiter beeinträchtigen könnte, wenn sie mit dem Virus infiziert werden.



Mitochondrien, Kalorienrestriktion und die ketogene Diät – Sirtuine im Kampf gegen Long COVID?

Eine gestörte Mitochondrienfunktion kann -neben LongCOVID- zu vielen Stoffwechselerkrankungen führen. Eine Möglichkeit, diese Dysfunktion umzukehren, ist die Kalorienrestriktion, die auch bekannt ist, um viele Stoffwechselstörungen rückgängig zu machen. Eine weitere Möglichkeit ist die ketogene Diät, die die mitochondriale Funktion stimuliert.

1. Die Vorteile der Kalorienrestriktion:

Die Kalorienrestriktion hat viele positive Effekte, darunter die Stimulierung der Autophagie, der Prozess der zellulären Reinigung, und die Erneuerung der Mitochondrien. Sie kann auch die mitochondriale Funktion verbessern und die Energieproduktion steigern. Eine ketogene Diät, die den Körper in einen Zustand der Ketose versetzt, bei dem er Fett anstelle von Glukose als Hauptenergiequelle verwendet, hat ähnliche Auswirkungen auf die Mitochondrien. Daher könnte die Kombination von Kalorienrestriktion und ketogener Diät eine vielversprechende Strategie sein, um die Mitochondrienfunktion zu optimieren und Long COVID entgegenzuwirken.

2. Sirtuine und ihre Rolle im Stoffwechsel:

Sirtuine sind eine Gruppe von Enzymen, die durch Kalorienrestriktion aktiviert werden. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation der Mitochondrien und der antioxidativen Systeme als Reaktion auf Nährstoffstress. Das wichtigste Enzym dieser Gruppe ist Sirt1, das den Energiestoffwechsel und die Mitochondrienbiogenese steuert. Durch die Aktivierung von Sirtuinen kann die Mitochondrienfunktion verbessert und die Zellgesundheit unterstützt werden. Dies könnte dazu beitragen, die Komplikationen von Long COVID zu reduzieren.

3. Die Rolle von NAD+ in der Bekämpfung von Viren:

NAD+ ist ein wichtiger Coenzym, das für viele Stoffwechselprozesse benötigt wird, darunter die Aktivierung von Sirtuinen. Es wurde festgestellt, dass das SARS-CoV-2-Genom ein Enzym codiert, das die NAD+ Produktion stört und so die mitochondriale Funktionsweise beeinträchtigt. Dieser Mechanismus könnte auch erklären, warum NAD+-Vorstufen wie Nicotinamidmononukleotid (NMN) und Nicotinamidribosid (NR) antivirale Eigenschaften aufweisen. Indem sie den NAD+-Spiegel erhöhen, könnten diese Verbindungen die Mitochondrienfunktion wiederherstellen und möglicherweise die Auswirkungen von Long COVID reduzieren.

Vagustherapie

Die Rolle des Vagusnervs bei der Dysautonomie ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere für LongCOVID-Patienten, die mit anhaltenden Symptomen nach der Genesung von akutem COVID-19 kämpfen. Bei MOJO sind wir uns bewusst, dass die Dysfunktion des Vagusnervs eine Vielzahl von Symptomen bei LongCOVID erklären kann und daher eine gezielte Behandlungsstrategie erfordert.

Im ersten Schritt setzen wir bei MOJO auf die Entgiftung des Spike-Proteins und die Reduzierung der Entzündung im Hirnstamm. Dem Spike-Protein von SARS-CoV-2 wurde nachgewiesen, dass es den Vagusnerv beeinflussen kann, und eine Entzündung im Hirnstamm wurde mit einer gestörten autonomen Funktion in Verbindung gebracht. Indem wir diese Faktoren gezielt angehen, wollen wir die Grundlage für eine verbesserte Vagusnerv-Funktion schaffen.

Erlerne eine ganzen Reihe von Fähigkeiten, wie zum Beispiel Atemtechniken für Stressregulation

Dann konzentrieren wir uns darauf, den Vagusnerv gezielt zu aktivieren und seine Aktivität zu stärken. Bei MOJO haben wir ein spezielles Trainingsprogramm entwickelt, das darauf abzielt, den Vagusnerv zu stärken und seine Funktion zu verbessern. Der Vagusnerv kann sich in verschiedenen Zuständen befinden – aktiviert (sympathischer Zustand) mit erhöhter Herzfrequenz, gehemmt (hinterer Vagus) mit reduzierter Herzfrequenz und verbindend (vorderer Vagus). Unser Ziel ist es, eine erfolgreiche LongCOVID-Therapie anzubieten, die alle drei Zustände des Hirnstamms freischaltet. Oft stecken LongCOVID-Patienten im aktivierten oder gehemmten Zustand fest, was zu einer anhaltenden Dysautonomie führen kann.

Um den Hirnstamm und das vegetative Nervensystem zu regulieren, nutzen wir bei MOJO die sogenannte Verbindungstherapie. Diese Methode zielt darauf ab, die Balance und Harmonie zwischen dem Hirnstamm und dem autonomen Nervensystem wiederherzustellen. Durch die Kombination gezielter medizinischer Methoden zur Entgiftung und Entzündungsregulation mit der Verbindungstherapie wollen wir die Funktionsfähigkeit des Vagusnervs verbessern und die Dysautonomie bei LongCOVID-Patienten lindern.

Die Erkenntnisse über die Rolle des Vagusnervs und seine Verbindung zur Dysautonomie bieten neue Ansätze für die Behandlung von LongCOVID. Bei MOJO sind wir bestrebt, diese Erkenntnisse in innovative Therapien umzusetzen und unseren Patienten dabei zu helfen, ihre Gesundheit und Lebensqualität wiederzugewinnen. Unsere ganzheitliche und individuelle Behandlungsansätze sollen dazu beitragen, die Dysfunktion des Vagusnervs zu adressieren und die Symptome von LongCOVID nachhaltig zu verbessern.

Nikotin und (Long)COVID

Es gibt erste Hinweise darauf, dass Nikotin die Symptome von LongCOVID lindern kann. Eine Fallserie mit vier Patienten zeigte deutliche Reduktion von chronischer Erschöpfung innerhalb von wenigen Tagen durch den Einsatz von Nikotinpflastern. 

Die vorgestellten Fälle zeigten eine deutliche Linderung der Symptome unmittelbar nach der Anwendung des Nikotinpflasters oder in rascher Folge nach der Behandlung. Es gab klare Unterschiede im Muster und Verlauf der Symptomlinderung. Der Verlauf der Symptomverbesserung in den vorgestellten Fällen war jedoch unabhängig von ihrer unterschiedlichen Dauer vor der Nikotintherapie. Bemerkenswert ist, dass in allen Fällen Anzeichen von Erschöpfung, wie Müdigkeit, Schwäche, Atemnot und Belastungsintoleranz, gleichermaßen schnell nach Nikotinexposition verbesserten (spätestens am 6. Tag). Bei Fällen mit Beeinträchtigung oder Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns wurde eine Verbesserung in eher langen Verläufen beobachtet, bis zur vollständigen Wiederherstellung dieser Sinne nach 13 bis 16 Tagen. Die wahrgenommene Enge in der Brust und Herzklopfen endeten an Tag drei nach Beginn der Nikotinverabreichung.

Ein Forscherteam (Changeux et al. 2020) schlug kürzlich die „Nikotinhypothese“ vor, die darauf hinweist, dass SARS-CoV-2 nicht nur an ACE2-Rezeptoren (ACE2R) bindet, sondern auch an nicotinischen AcetylCholinRezeptoren (AChRs). Eine virale Konkurrenz mit Acetylcholin um nAChR-Bindungen, um den menschlichen Körper zu betreten, kann zu einer primären neurologischen Infektion führen, die für die neuroinflammatorischen Symptome von LongCOVID wegweisend sein kann. Darüber hinaus zeigten sie, dass unter den schweren und tödlichen Fällen von COVID-19 der Anteil von Nikotin-Konsumenten signifikant geringer war. Da Nikotin nAChRs zumindest vor viralem Anhaften schützen kann, wurde eine therapeutische Nikotinanwendung vorgeschlagen, um akute COVID-19-Infektionen zu behandeln. Dieses Argument wird überzeugend von der Kohortenstudie von Cox et al. (2020) unterstützt, die 8,28 Millionen Teilnehmer (19.486 bestätigte COVID-19-Fälle) umfasste und niedrigere Wahrscheinlichkeiten für COVID-19-Infektionen und COVID-19-bedingte ICU-Aufenthalte im Zusammenhang mit dem Rauchen zeigte. Farsalinos et al. (2020) untersuchten und identifizierten eine „giftähnliche“ aa-Sequenz im Rezeptorbindungsdomäne des Spike-Glykoproteins (SGP) von SARS-CoV-2 (aa 375-390), die eine signifikante Sequenzhomologie mit dem Neurotoxin NL1 aufwies, einem von vielen Schlangengiftgiftstoffen, die mit nAChRs interagieren. Darüber hinaus führten sie computertomographische Molekulardockings-Experimente mit 3D-Strukturen des SARS-CoV-2 SGP und dem extracellulären Domäne des nAChR α9-Subtyps durch. Dadurch konnten sie die primäre Interaktion zwischen der aa 381-386 Sequenz des SARS-CoV-2 SGP und der aa 189-192 Sequenz des extracellulären Domäne des nAChR α9-Subtyps zeigen, dem Kern des „Giftbindungsstelle“ von nAChRs. Ebenso konnte eine ähnliche Interaktion zwischen dem Ligandenbindungsdomäne des pentamerten α7 nicotinischen Acetylcholinrezeptors (α7nAChR) Chimera und dem SARS-CoV-2 SGP gezeigt werden.

Ganzkörperkältekammer als potenzielle Behandlungsoption für das Long-COVID-Syndrom

Die Ganzkörper-Kryotherapie, bei der der gesamte Körper inklusive des Kopfes extremen Kältebedingungen ausgesetzt wird, erweist sich als vielversprechende Methode zur Behandlung von mit dem “Long COVID”-Syndrom assoziiertem Gehirnnebel. Diese Therapie wird bereits zur Linderung verschiedener Erkrankungen wie Entzündungen, Hautläsionen und neurokognitiven Störungen eingesetzt. In einer Pilotstudie wurde die Ganzkörper-Kryotherapie bei Post-COVID-Patienten mit Anosmie (Verlust des Geruchssinns) angewendet und zeigte vielversprechende Ergebnisse. Diese Methode könnte dazu beitragen, die Symptome des mit COVID-19 in Verbindung stehenden Gehirnnebels zu reduzieren. Allerdings bedarf es weiterer Forschung, um die Ergebnisse der Pilotstudie zu bestätigen und den genauen Mechanismus dieser Therapie bei Anosmie-Patienten zu verstehen.

Der genaue Wirkungsmechanismus der Ganzkörper-Kryotherapie ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass sie den Stoffwechsel der neuralen Zellen reduziert, was zu einer geringeren Sauerstoff- und Glukoseaufnahme sowie vermindertem zerebralen Blutfluss führt. Eine andere Hypothese besagt, dass die Kryotherapie die Aktivierung von RNA-Bindungsproteinen fördert, was wiederum die neuralen Zellen vor oxidativem Stress schützt. Zudem kann die Kryotherapie die Integrität der Blut-Hirn-Schranke aufrechterhalten, indem sie die Aktivität von bestimmten Enzymen reduziert.

Da der “Long COVID”-Syndroms mit Neuroinflammation in Verbindung gebracht wird, könnte die Ganzkörper-Kryotherapie eine vielversprechende Lösung sein. Studien haben gezeigt, dass Patienten mit schweren COVID-19-Symptomen eine verminderte zerebrale Durchblutung und erhöhte entzündliche Faktoren aufweisen. Tierstudien haben gezeigt, dass die Ganzkörper-Kryotherapie die Gesamtantioxidantien erhöhen kann, was auf ihre Fähigkeit hinweist, entzündliche Prozesse zu regulieren.

Trotz vielversprechender Ansätze bedarf es jedoch weiterer Forschung, um die Wirksamkeit und Sicherheit der Ganzkörper-Kryotherapie bei Patienten mit Long-COVID-Syndrom zu bestätigen.

Photobiomodulation: Eine vielversprechende Behandlungsoption für Long COVID

Die Behandlung von Long COVID erfordert innovative Therapieansätze. Eine vielversprechende Option ist die Photobiomodulation (PBM), bei der niedrigintensives langwelliges Licht zur Beeinflussung des Stoffwechsels eingesetzt wird. In diesem Artikel werden wir die Rolle von PBM bei der Behandlung von Entzündungen im Zusammenhang mit Long COVID genauer betrachten.

Photobiomodulation und Entzündung:

PBM nutzt Licht, das in den Mitochondrien verschiedene komplexe Reaktionen auslöst, um den Stoffwechsel zu modulieren. Insbesondere wird angenommen, dass es über die Absorption von Cytochrom C-Oxidase oder möglicherweise Ionenkanälen wirkt. Eine wichtige Wirkung von PBM ist die Entzündungshemmung, die bei verschiedenen medizinischen Bedingungen beobachtet wird. Dabei spielt die Hormesis, also eine geringe Dosis eines Stresses, der den Körper stärkt, als Wirkmechanismus eine Rolle.

Anwendung von PBM bei Long COVID:

Bei der Anwendung von PBM bei Long COVID sind Dosierung, Timing und Lichtwellenlänge entscheidend. Besonders interessant ist hierbei das Licht mit einer Wellenlänge von 980 nm. Es zeigt dosisabhängige Effekte und wirkt über die Komplexe III und IV der Mitochondrien. Bei niedriger Leistung hemmt es die ATP-Produktion, während es bei höherer Leistung stimuliert. Interessanterweise fördert es bei niedriger Leistung die Produktion von Superoxiden in viel stärkerem Maße als bei höherer Leistung. Die Anwendung von PBM in der Wundheilung, einschließlich der Behandlung von Mundschleimhautläsionen bei COVID-19-Patienten, wird zunehmend unterstützt.

Anwendung statischer magnetischer und elektrischer Felder:

Eine weitere vielversprechende Behandlungsmethode zur Bekämpfung von Entzündungen im Zusammenhang mit Long COVID ist die Anwendung von statischen magnetischen und elektrischen Feldern. Durch die gezielte Anwendung dieser Felder können Entzündungen möglicherweise über eine hormetische Wirkung, die auf einer Veränderung der Quantenspinzustände beruht, unterdrückt werden. In einer Mausstudie wurde gezeigt, dass diese Technik in der Lage ist, die Redox-Signale und Entzündungen bei Typ-2-Diabetes zu kontrollieren. Die Bedeutung von elektromagnetischen Feldern und der sogenannten “Quantenbiologie” wird immer mehr anerkannt. Durch eine Beeinflussung der mitochondrialen Funktion können diese Felder entzündungshemmende und geweberegenerative Effekte erzielen, die auch bei Long COVID von Vorteil sein könnten.

Körperliche Aktivität als Medizin

Körperliche Aktivität schützt nicht nur vor dem metabolischen Syndrom, sondern scheint auch einen gewissen Schutz vor schweren COVID-19-Erkrankungen zu bieten, was mit der mitochondrialen Fitness zusammenhängt. Durch regelmäßiges Training werden die mitochondriale Funktion in der Muskulatur und über myokine auch in anderen Geweben verbessert. Obwohl akute sportliche Betätigung entzündungsfördernd sein kann, fördert sie insgesamt einen entzündungshemmenden Zustand nach der Erholung. Dieser Effekt basiert auf dem Prinzip der Hormesis. Die Stimulation der mitochondrialen Funktion kann mit oxidativem Stress einhergehen, was wiederum eine adaptive Steigerung sowohl der mitochondrialen als auch der antioxidativen Kapazität zur Folge hat. Diese erhöhte Kapazität ist für eine ausgewogene Entzündungsreaktion von entscheidender Bedeutung.

Die Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die mitochondriale Gesundheit sind beeindruckend. Durch regelmäßige Bewegung können Entzündungsprozesse gehemmt und die mitochondrialen Funktionen verbessert werden. Dieser Effekt ist besonders wichtig bei der Behandlung von Long COVID, da das Syndrom oft von entzündlichen Prozessen im Körper begleitet wird. Allerdings ist es von entscheidender Bedeutung, die richtige Dosierung und Intensität der körperlichen Aktivität zu finden, da zu hohe Belastungen Entzündungen verstärken können.

Hormetischer Effekt von Bewegung

Bewegung folgt dem Prinzip der Hormese, bei dem eine moderate Belastung positive Anpassungen im Körper stimuliert. Dieser Effekt kann von Patienten mit Long COVID genutzt werden, um ihre mitochondriale Gesundheit zu verbessern. Es wird empfohlen, mit niedriger Intensität und Ausdauertraining zu beginnen, um die Belastung langsam zu steigern. Dabei sollten sowohl biochemische Parameter als auch Leistungsmessungen, wie VO2 max und Gehgeschwindigkeit, berücksichtigt werden, um den individuellen Fortschritt zu überwachen.

Vom Sportmedikament zur Medikamentensimulation

Die Suche nach “Trainingstabletten” oder „Medikamentensimulationen“ ist eine aktive Forschungsrichtung, die auf der Identifizierung von biochemischen Signalwegen basiert, die für die positiven Auswirkungen von Bewegung verantwortlich sind. Die Hemmung dieser Signalwege könnte die Entwicklung neuer Medikamente ermöglichen, die ähnliche Vorteile wie körperliche Aktivität bieten. Bekannte Substanzen wie Metformin, Epicatechin, Resveratrol und AICAR haben bereits gezeigt, dass sie den AMPK-SIRT1-PGC1α-Signalweg modulieren können. Allerdings ist auch hier die richtige Dosierung entscheidend für eine optimale Wirkung.

Schlussfolgerungen:

Die mitochondriale Gesundheit spielt eine wichtige Rolle bei der Resistenz gegen COVID-19 und der Entwicklung von Long COVID. Eine suboptimale mitochondriale Funktion könnte das Risiko für eine chronische Entzündung erhöhen und zu einem anhaltenden metabolischen Ungleichgewicht führen. Eine Verbesserung der mitochondrialen Gesundheit könnte dazu beitragen, den Stoffwechsel wieder ins Gleichgewicht zu bringen und möglicherweise die Symptome von Long COVID zu reduzieren. Eine frühzeitige Diagnose der mitochondriale Funktion und eine angepasste Behandlung könnten den Verlauf von Long COVID verbessern.

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