Die Auswirkungen von Kältetherapie auf Muskelwachstum und Kraftentwicklung nach Krafttraining
Kaltwasserimmersion (KWI) ist eine beliebte Erholungstechnik, die darauf abzielt, die Erholung von kurzfristigen durch körperliche Belastung hervorgerufenen Leistungseinbußen zu beschleunigen. Berichtete Vorteile von KWI sind eine schnellere Erholung der Muskelkraft, eine Verringerung des Muskelkaters, eine Verringerung der wahrgenommenen Ermüdung, eine Verringerung der Entzündungsmarker und eine Verringerung des Muskelstoffwechsels.
Allerdings haben einige Studien gezeigt, dass regelmäßige KWI und andere Formen der Kältetherapie nach Krafttraining die Verbesserungen sowohl in der maximalen Kraft als auch in der Muskelmasse beeinträchtigen kann. Dies legt nahe, dass die Vorteile von KWI möglicherweise nicht nur auf die schnelle Erholung von einzelnen Trainingseinheiten beschränkt sind, sondern auch die langfristigen Anpassungen an das Training beeinflussen können.
Bisherige Studien haben gezeigt, dass KWI die anabolen Signalwege (Muskelaufbau) in der Skelettmuskulatur sowie die Muskelproteinsynthese und -abbau beeinflussen kann. Diese Signalwege werden durch eine Reihe von molekularen Faktoren wie das Protein mTORC1 (Mechanistic Target of Rapamycin Complex 1), das bei der Kontrolle der Muskelproteinsynthese eine wichtige Rolle spielt, und Hitze-Schock-Proteine (HSPs) reguliert.
Das Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen von KWI auf langfristige Anpassungen in der Skelettmuskulatur vor und nach Krafttraining zu untersuchen. Die Forscher verwendeten einen Krafttrainingsplan über 7 Wochen mit jeweils anschließender KWI oder passiver Erholung.
Methodik:
16 Männer nahmen an der Studie teil und wurden entweder der KWI-Gruppe (n = 8) oder der Kontrollgruppe (n = 8) zugeordnet. Die Teilnehmer absolvierten ein Widerstandstraining (3-mal pro Woche) über 7 Wochen. Nach jeder Trainingseinheit erhielt die KWI-Gruppe eine 15-minütige KWI bei 10°C, während die Kontrollgruppe eine 15-minütige passive Erholung bei 23°C erhielt.
Die Leistung der Teilnehmer wurde vor und nach dem Training mithilfe eines maximalen Krafttests für das Beinpressen und Bankdrücken sowie eines Sprungtests und eines Liegestütztests beurteilt. Die Körperzusammensetzung wurde ebenfalls vor und nach dem Training mittels Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA) gemessen. Zusätzlich wurden nach der Belastung (d.h. +1 und +48 Stunden) molekulare Reaktionen in der Skelettmuskulatur untersucht.
Ergebnisse:
Die Ergebnisse zeigten, dass die Zunahme der maximalen Kraft beim Beinpressen zwischen den Gruppen ähnlich war, während die Zunahme des Querschnitts der Typ-II-Muskelzellen (schnellzuckende Muskelfasern) durch KWI beeinträchtigt wurde.
Die anabolen Signalwege (insbesondere die Phosphorylierung von rps6, einem downstream-Signal von mTORC1) waren bei der KWI-Gruppe nach dem Training sowohl +1 als auch +48 Stunden nach dem Training verringert. Basal waren auch Marker für Proteinabbau (FOX-O1 Proteingehalt) bei der KWI-Gruppe erhöht. Die Zunahme des Hitzeschock-Proteins (HSP) 27 nach dem Training war ebenfalls beeinträchtigt und der Gesamtproteingehalt von HSP72 war bei der KWI-Gruppe reduziert.
Interpretation:
Die vorliegende Studie zeigt, dass KWI die Kraftentwicklung nach Widerstandstraining nicht beeinflusst, aber das Muskelwachstum beeinträchtigt. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Vorteile von KWI, die bei der schnellen Erholung von einzelnen Trainingseinheiten beobachtet wurden, möglicherweise langfristige Auswirkungen auf die Trainingsanpassungen haben und möglicherweise nicht immer vorteilhaft sind, wenn Muskelwachstum angestrebt wird.
Die zugrunde liegenden Mechanismen dieser Ergebnisse könnten auf eine gestörte post-exercise Muskelproteinsynthese und verstärkten Muskelproteinabbau zurückzuführen sein. Es ist jedoch unklar, welche spezifischen Faktoren durch KWI beeinflusst werden und wie sie die molekularen Reaktionen und das Muskelwachstum beeinflussen. Es ist auch wichtig anzumerken, dass diese Ergebnisse bei untrainierten Individuen beobachtet wurden, und weitere Studien sind erforderlich, um ihre Übertragbarkeit auf trainierte oder athletische Populationen zu überprüfen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass KWI nach dem Widerstandstraining das Muskelwachstum beeinträchtigt, jedoch keinen Einfluss auf die Kraftentwicklung hat. Daher sollten Sportler, die Muskelhypertrophie anstreben, möglicherweise auf KWI nach dem Training verzichten.
Dies ist im medizinischen Setting besonders entscheidend für die Fragestellung danach, ob man mit Menschen mit Kachexie eine Kältetherapie nach einem Kräftigungstraining durchführen sollte.
Abschließende Gedanken:
Die vorliegende Studie bietet neue Erkenntnisse über die Wirkung von post-exercise KWI auf das Muskelwachstum und die Kraftentwicklung nach Krafttraining. Es wurde gezeigt, dass KWI das Muskelwachstum beeinträchtigt, aber die Kraftentwicklung nicht beeinflusst. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer individuellen Herangehensweise an die Erholung. Im MOJO Institut empfehlen wir seit vielen Jahren bereits die Kältetherapie nicht nach dem Training einzusetzen, wenn Muskelaufbau das aktuelle adaptive Ziel ist.
Quellen:
Fyfe JJ, Broatch JR, Trewin AJ, Hanson ED, Argus CK, Garnham AP, Halson SL, Polman RC, Bishop DJ, Petersen AC. Cold water immersion attenuates anabolic signaling and skeletal muscle fiber hypertrophy, but not strength gain, following whole-body resistance training. J Appl Physiol (1985). 2019 Nov 1;127(5):1403-1418. doi: 10.1152/japplphysiol.00127.2019. Epub 2019 Sep 12. PMID: 31513450.
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