Der Ursprung von SARS-CoV-2: Neue genetische Erkenntnisse
Die Ursprüngen von SARS-CoV-2, dem Virus, das die COVID-19-Pandemie ausgelöst hat, bleiben eines der umstrittensten Themen der modernen Virologie. Ein besseres Verständnis des Ursprungs ist nicht nur für die wissenschaftliche Aufklärung relevant, sondern auch entscheidend für die Entwicklung effektiver Präventionsstrategien und die Behandlung von Long COVID. Nur durch das genaue Wissen über die Entstehung des Virus können zukünftige Pandemien verhindert und geeignete therapeutische Ansätze entwickelt werden.
Während die Mehrheit der wissenschaftlichen Gemeinschaft anfangs einen natürlichen Ursprung favorisierte, haben neue Studien, darunter die von Dr. Andreas Martin Lisewski, die Debatte erneut entfacht. Dr. Lisewski ist Wissenschaftler für Computational Life Sciences und promovierter Physiker und Mathematiker mit einem Fokus auf mathematische und genetische Analysen. Seine Forschungsergebnisse werfen neue Fragen zum Ursprung von SARS-CoV-2 auf und tragen zur laufenden wissenschaftlichen Diskussion bei.
Natürlicher Ursprung vs. Laborhypothese
Die Hypothese eines natürlichen Ursprungs basiert auf der Annahme, dass SARS-CoV-2 von Tieren auf den Menschen übertragen wurde, ähnlich wie SARS-CoV-1 und MERS-CoV. Besonders Fledermäuse und Schuppentiere (Pangoline) standen im Fokus der Forschung. Genetische Ähnlichkeiten zwischen SARS-CoV-2 und Fledermaus-Coronaviren wie RaTG13 und BANAL-20-52 wurden als Belege für eine zoonotische Übertragung gewertet.
Allerdings gibt es kritische Stimmen, die auf das Fehlen eines direkten tierischen Zwischenglieds und auf genetische Besonderheiten hinweisen, die schwer mit einer natürlichen Evolution zu erklären sind.
Die Rolle der Furin-Spaltstelle im Spike-Protein
Ein zentrales Argument in der Debatte ist die Furin-Spaltstelle (FCS) im Spike-Protein von SARS-CoV-2. Diese Sequenz (PRRAR) erleichtert die Spaltung des Spike-Proteins und damit das Eindringen des Virus in menschliche Zellen. Während Furin-Spaltstellen in anderen Coronaviren vorkommen, ist die spezifische Konfiguration in SARS-CoV-2 einzigartig unter den bekannten Sarbecoviren.
Laut Dr. Lisewski wirft diese Besonderheit Fragen über den Ursprung des Virus auf. In seinem neuen Paper argumentiert er, dass die Insertion der Furin-Spaltstelle nicht nur zur besseren Infektiosität beiträgt, sondern auch eine Nuklear-Lokalisationssequenz (NLS) enthält. Diese Sequenz könnte theoretisch dazu beitragen, dass Virusbestandteile in den Zellkern gelangen, was ungewöhnlich für Coronaviren ist und möglicherweise auf eine künstliche Manipulation hindeutet.
Neue Erkenntnisse aus Dr. Lisewskis Forschung
Dr. Lisewski hebt hervor, dass ähnliche Nuklearsequenzen in einer künstlichen Virusvariation aus dem Jahr 2017 identifiziert wurden. Diese Virusvariation zeigte eine erhöhte Virulenz, was darauf hindeutet, dass solche genetischen Modifikationen die Pathogenität eines Virus erheblich steigern können. Lisewski argumentiert, dass die Ähnlichkeit zwischen diesen künstlichen Sequenzen und der Furin-Spaltstelle von SARS-CoV-2 nicht zufällig sein könnte.
Darüber hinaus verweist er auf die Glykosylierungsstellen in der Nähe der Furin-Spaltstelle, die das Virus vor dem Immunsystem schützen könnten. Dies sei ein weiterer Hinweis darauf, dass das Virus möglicherweise „optimiert“ wurde, um menschliche Zellen effektiver zu infizieren und sich besser vor Immunantworten zu schützen.
PAT7-Sequenz und ihre Bedeutung
Dr. Lisewski stellt in seiner Forschung fest, dass besonders die pathogenen, also gefährlichen Abschnitte des SARS-CoV-2-Genoms, nicht natürlichen Ursprungs zu sein scheinen. Besonders auffällig ist die PAT7-Sequenz, die in den frühen Varianten des Virus nachgewiesen wurde. Diese Sequenz korreliert mit einer erhöhten Virulenz und Pathogenität.
Interessanterweise hat sich die PAT7-Sequenz im Laufe der Pandemie durch natürliche Selektion “herausgewaschen”. In den späteren Phasen der Pandemie war diese Sequenz nicht mehr breit verbreitet, was möglicherweise zur Abnahme der Letalität des Virus beigetragen hat. Diese Beobachtungen werfen wichtige Fragen über den Ursprung und die Entwicklung von SARS-CoV-2 auf und stützen die Hypothese, dass bestimmte genetische Elemente des Virus künstlich eingefügt worden sein könnten.
Der wissenschaftliche Diskurs und die Zukunft der Forschung
Die Diskussion über den Ursprung von SARS-CoV-2 bleibt offen. Während viele Wissenschaftler weiterhin einen natürlichen Ursprung favorisieren, gewinnen alternative Hypothesen, wie die eines Laborunfalls oder einer künstlichen Manipulation, an Aufmerksamkeit. Dr. Lisewski betont die Notwendigkeit einer offenen wissenschaftlichen Untersuchung und kritisiert die anfängliche asymmetrische Behandlung der Laborhypothese durch die wissenschaftliche Gemeinschaft.
Die Debatte zeigt, wie wichtig es ist, alle Möglichkeiten objektiv zu prüfen und transparente Untersuchungen zu fördern. Nur durch eine solche Herangehensweise kann die Wissenschaft das volle Verständnis über den Ursprung von SARS-CoV-2 erlangen und künftige Pandemien besser verhindern.
Fazit
Die Forschung von Dr. Lisewski liefert neue Impulse für die Diskussion um den Ursprung von SARS-CoV-2. Seine Erkenntnisse zur Furin-Spaltstelle, der Nuklearsequenz und der PAT7-Sequenz werfen wichtige Fragen auf, die eine tiefergehende wissenschaftliche Untersuchung erfordern. Ob diese Hinweise letztlich auf einen natürlichen Ursprung oder eine künstliche Manipulation hindeuten, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Debatte weitergehen wird und die wissenschaftliche Gemeinschaft gefordert ist, alle Hypothesen kritisch zu hinterfragen.
Quellen
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Lisewski, A. M. (2023). Pre-pandemic artificial MERS analog of polyfunctional SARS-CoV-2 S1/S2 furin cleavage site domain is unique among betacoronaviruses. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.10203207
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