Lektion 5 von 7
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7.1 Trauma – Einführung (Vorschau)

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Im vorherigen Modul hast du gelernt, wie Veränderung biologisch abläuft und wie wir als Mentor Veränderung psychologisch inspirieren, anleiten und begleiten können. Dabei hast du schon gelernt, welche Rolle Ganzkörpererlebnisse spielen, um bleibende Impressionen zu hinterlassen und Veränderung wirklich einzuleiten und zu manifestieren.

In diesem Modul wollen wir uns intensiv mit Phänomenen auseinandersetzen, die wir in der praktischen Arbeit mit Menschen in den letzten Jahren intensiv beobachtet haben, und unsere Perspektiven darauf teilen, was wir auch darüber gelernt und entdeckt haben, was bei diesen Phänomenen vor sich geht. 

Und zwar wollen wir uns in diesem Kapitel mit den Phänomenen Trauma und Dissoziation auseinandersetzen. 

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Warum Trauma?

Wir sind zu diesem Phänomen ein bisschen wie die Jungfrau zum Kinde gelangt. Wir haben in vielen Jahren im Profisport und in der Medizin identifizieren können, welche psychologischen Methoden wirken, um Menschen zu helfen, ein Leben nach ihren Vorstellungen zu führen. 

Aber was ist, wenn ein Mensch scheinbar gar nicht erfüllt, glücklich und zufrieden sein will? 

Warum betreiben Menschen immer wieder Selbstsabotage? Gegen wen kämpfen sie dort in ihrem Innersten? Warum sind Menschen süchtig nach Essen, Arbeit, Ablenkung? Was suchen sie mit dieser Sucht? 

Irgendwie ist es auch nur eine vertiefte Form der Veränderungsambivalenz. Weil, wer will tief innen drin nicht wirklich erfüllt, glücklich und zufrieden sein? Aber was ist, wenn Menschen scheinbar abgetrennt von ihrem Innersten sind? Wenn sie wissen, dass in ihnen was Bedeutsames vorgeht, und sie von ihrem Innersten gelenkt und kontrolliert werden, sie aber auf eine gewisse Weise keinen Zugang dazu haben?

Immer wieder haben wir mit Menschen gearbeitet, die scheinbar “getrennt von sich selbst” waren. Die große Angst vor ihrem Innersten hatten, in bestimmten Situationen extrem defensiv oder auch mal aggressiv wurden, ohne dass es einen scheinbaren Grund dafür gab. Auch während der COVID-Zeit haben wir intensiv beobachtet, wie Menschen in einen scheinbar “anderen Modus” gesprungen sind und gar nicht mehr wirklich Herr ihrer selbst waren und menschlich nur sehr schwer zu erreichen waren. 

Uns hat die Frage umtrieben, was es mit diesen Phänomenen auf sich hat, und wir haben immer mehr verstanden, dass es sich um das Trauma-Spektrum handelt. 

Wir haben auch immer mehr verstanden, dass Trauma nicht in ein isoliertes Hinterzimmer gehört wo dann “die Traumatisierten” und “die Traumatherapeuten” Zeit miteinander verbringen, sondern wir haben verstanden, dass Trauma etwas ist, was uns alle angeht, was uns allen gehört, und worin wir alle kompetent sein sollten.

Das heißt nicht, dass wir alle spezialisierte Traumatherapeuten werden oder sein sollten. Es heißt allerdings sehr wohl, dass wir begreifen, dass:

Trauma omnipräsent in unserer Gesellschaft ist.

Trauma nicht über das Ereignis definiert wird, sondern über die körperliche Reaktion.

Jeder traumatisiert ist, die Frage ist nur wie und wie viel.

Trauma zu überwinden bedeutet, unsichtbare Wände in Richtung Erfüllung zu überwinden.

Das Trauma-Kompetenz-Spektrum

Wir haben mit diesem Modul nicht den Anspruch, dich zu einem vollen Traumatherapeuten auszubilden. Wir wollen allerdings, dass du Trauma und Dissoziation im Mentoringkonzept richtig erkennen kannst, komfortabel damit interagieren kannst, ohne dir die Finger zu verbrennen, und den Menschen sogar helfen kannst, ohne den Anspruch zu vermitteln, ein voller Traumatherapeut zu sein. Denn wenn man Trauma gar nicht mal erkennt, dann verstärkt man die Traumatisierung in aller Regel. Das nennt sich “Trauma-Ignoranz”. 

Wenn man Trauma vielleicht erkennt, aber Angst davor hat, und versucht, das Thema zu wechseln oder mit anderen Übersprungshandlungen aus der Situation zu entkommen, dann ist man “trauma-reaktiv”. Auch das ist für Traumatisierende nicht wirklich hilfreich. Es gibt ein Gefühl von Isolation, und dass ihnen niemand helfen kann. 

Ein wichtiger Schritt ist es, zumindest einmal “trauma-sensitiv” zu werden. Damit erkennt man Trauma und dessen Auswirkungen und ist in der Lage, Menschen nicht zusätzlich zu triggern und man ist sogar in der Lage, erste Sicherheiten zu schaffen. Wenn man “trauma-informiert” ist, dann hat man eine gewisse Kompetenz, die es erlaubt Trauma in den eigenen Prozessen zu adressieren und abfangen zu können.

Wenn man sogar “trauma-responsiv” ist, dann hat man klare Fähigkeiten, Trauma zu adressieren, Sicherheit zu schaffen und Menschen zu helfen, den Weg in Richtung Integration einzuschlagen. In diesem Modul (und vertiefend in Modul 8) wollen wir es schaffen, dass du “trauma-informiert” oder sogar “trauma-responsiv” wirst. 

Realistischerweise werden wir es in dieser Ausbildung wahrscheinlich nicht schaffen, dass du “trauma-transformativ” werden kannst. Dies erfordert eine tiefere, vor allen Dingen praktische Ausbildung und viel Erfahrung.

Ausblick

Was dich in diesem Kapitel erwartet:
Nachdem wir die jetzt einen kurzen Überblick darüber gegeben haben wie wir Trauma verstehen und warum es relevant ist, wollen wir dir in den nächsten Kapiteln mit vielen kleinen Geschichten und Einblicken näherbringen wie man Trauma erkennen kann, welche Formen es annehmen kann, und vor allen Dingen: Wie wir als Mentor damit umgehen können. Und zwar auf eine Art und Weise, dass wir:

Uns selbst sichern und keine Kontakt-Traumatisierung erhalten.

Mit Klarheit, Kompetenz und Hoffnung auf dieses Thema blicken können, anstatt mit Angst und Verzweiflung.

Konkrete Perspektiven und Methoden erlangen, damit wir ein hilfreicher und vertrauenswürdiger Partner für Menschen mit Traumatisierung sind.

Konkrete Abläufe und praktische Methoden erlernen, mit denen wir Menschen Sicherheit geben können, ihnen helfen können sich zu verbinden und Trauma und schwere Empfindungen zu integrieren.

Wir nutzen dabei wie immer die didaktische Methode der “immer kleineren Kreise”. Wir haben bereits eine Vogelperspektive auf das Thema geworfen. Im Endeffekt ist alles gesagt. 

In den nächsten Kapiteln werden wir es jedoch mehr im Detail beleuchten und dem Ganzen mehr Farbe und Detailtreue verleihen.

Wir fangen dazu im nächsten Abschnitt mit einem Überblick über Trauma und aktuelle Traumaforschung an. Dann werfen wir einen Blick auf das Phänomen des getrennten Menschen. Das ist eine subtile Form der Traumatisierung, die gesellschaftlich hoch relevant ist und für das Mentoring sehr bedeutsam ist. Darüber begreifen wir Trauma als sehr universelles biologisches Phänomen und verstehen, wie Trennung (Dissoziation) und die Verbindung (Assoziation) auf chronische Gesundheit, Lebenskraft, Lebensfreude und Kreativität wirken. 

Danach werfen wir einen tieferen Blick auf das Urvertrauen als biologisches Phänomen, um Trauma biologischer zu begreifen und dadurch einen viel leichtfüßigeren, aber dennoch hilfreicheren Zugang zu Trauma haben, als wenn wir versuchen es psychologisch oder soziologisch zu begreifen. 

Von da aus gehen wir tiefer in spezielle Aspekte der Traumatisierung und vor allen Dingen in die sechs Schritte der Integration, um Menschen wieder in die Verbindung zu helfen. Dazu lernst du ganz konkret jeden einzelnen der sechs Schritte kennen, damit du sofort in der Praxis loslegen kannst.

Kotzen ist Schwäche, die den Körper verlässt.

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Fifty Shades of Fifty

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Volle Transparenz. Für beide Seiten. Im 30-minütigen Eignungsgespräch mit einem unserer Mentoren finden wir gemeinsam raus, ob es passt.

Im nächsten Kapitel würdest du das Thema Trauma nun vertiefen, um es besser zu erkennen, zu verstehen und zu verändern.

Wir springen weiter und schauen uns beispielhaft zwei der Praxiskapitel an. Den Anfang macht Dr. Atmung. Viel Freude dabei!