Kann Fleisch Depressionen heilen? Ein Überblick über die Wissenschaft
In den letzten Jahren hat die Bedeutung der Ernährung für die psychische Gesundheit immer mehr an Aufmerksamkeit gewonnen. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass unsere Ernährung einen Einfluss auf unsere Stimmung und unser psychisches Wohlbefinden haben kann. Eine interessante Frage in diesem Zusammenhang ist, ob der Konsum von Fleisch eine Rolle bei der Entwicklung und Behandlung von Depressionen spielen kann. Wir haben die wichtigsten Studien analysiert.
Fleischkonsum und psychische Gesundheit: Meta-Analyse zeigt Zusammenhang mit Depression und Angst
In einer Meta-Analyse wurde untersucht, ob es einen quantitativen Zusammenhang zwischen dem Verzehr oder der Vermeidung von Fleisch und psychischer Gesundheit gibt. Dabei wurden Depression und Angst als die beiden Hauptergebnisse betrachtet. Die Ergebnisse dieser Studie können wichtige Erkenntnisse für die öffentliche Gesundheitspolitik und die klinische Praxis liefern.
Methodik:
Die Autoren führten eine systematische Literaturrecherche in fünf Online-Datenbanken durch und identifizierten 20 Studien, die den Auswahlkriterien entsprachen. Insgesamt wurden 171.802 Teilnehmer untersucht, von denen 157.778 Fleischesser und 13.259 Fleischabstinenten waren. Die Autoren berechneten die Effektstärke (Hedges’s g) zwischen Fleischessern und Fleischabstinenten und berücksichtigten dabei die Verzerrungskorrektur.
Ergebnisse:
Die Meta-Analyse ergab, dass der Fleischkonsum mit einer geringeren Depression (Hedges’s g = 0,216) und einer geringeren Angst (g = 0,17) im Vergleich zur Fleischabstinenz verbunden war. Im Vergleich zu Veganern hatten Fleischesser sowohl eine geringere Depression (g = 0,26) als auch eine geringere Angst (g = 0,15). Das Geschlecht beeinflusste diese Beziehungen nicht. Die Qualität der Studien erklärte 58% der Heterogenität zwischen den Studien in Bezug auf Depressionen und 76% in Bezug auf Angstzustände. Die Analyse zeigte auch, dass je rigoroser die Studie war, desto positiver und konsistenter war der Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und besserer psychischer Gesundheit.
Diskussion:
Diese Meta-Analyse bestätigt frühere Erkenntnisse, dass der Verzehr von Fleisch mit einer besseren psychischen Gesundheit verbunden sein kann. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Fleischesser niedrigere Raten oder Prävalenz von psychischen Störungen wie Depressionen und Ängsten haben könnten. Es ist anzumerken, dass aufgrund methodischer Einschränkungen in den Studien keine kausalen Schlussfolgerungen gezogen werden können.
Fazit:
Diese Meta-Analyse zeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr oder der Vermeidung von Fleisch und psychischer Gesundheit gibt. Fleischesser hatten tendenziell niedrigere Raten von Depressionen und Ängsten im Vergleich zu Fleischabstinenten. Die Studie betont auch die Bedeutung der Studienqualität für die Stärke und Konsistenz dieses Zusammenhangs. Weitere Forschung ist erforderlich, um die zugrunde liegenden Mechanismen und Ursache-Wirkungs-Beziehungen besser zu verstehen. Insgesamt liefert diese Meta-Analyse wichtige Erkenntnisse für die Gesundheitspolitik und die klinische Praxis, um die Auswirkungen der Ernährung auf die psychische Gesundheit besser zu verstehen und geeignete Empfehlungen zu geben.
Randomisierte, kontrollierte Studien zeigen: Carnitin wirkt wie Antidepressiva, allerdings ohne Nebenwirkungen.
Acetyl-L-Carnitin (ALC) ist eine Substanz, die fast ausschliesslich in Fleisch (carne) vorkommt, die eine mögliche Rolle bei der Behandlung depressiver Symptome spielt. Eine neue Studie hat nun die Wirksamkeit von ALC bei der Behandlung von Depressionen systematisch untersucht.
Die Forscher führten eine umfassende Literaturrecherche durch und identifizierten 12 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), die ALC als Monotherapie oder in Kombination mit Antidepressiva untersuchten. Insgesamt nahmen 791 Teilnehmer an diesen Studien teil. Die Studien umfassten Menschen unterschiedlichen Alters und Geschlechts, die entweder mit ALC oder einem Kontrollmedikament behandelt wurden.
Die Ergebnisse zeigten, dass ALC signifikant dazu beitrug, depressive Symptome im Vergleich zu Placebo oder keiner Intervention zu reduzieren. Darüber hinaus war die Wirksamkeit von ALC vergleichbar mit herkömmlichen Antidepressiva. Eine interessante Feststellung war, dass die Häufigkeit von Nebenwirkungen bei der Einnahme von ALC im Vergleich zu Antidepressiva signifikant geringer war.
Die Forscher stellten auch fest, dass ALC bei älteren Menschen wirksamer zu sein schien als bei jüngeren Menschen. Dies könnte darauf hindeuten, dass ALC eine besonders vielversprechende Option für die Behandlung von Depressionen bei älteren Menschen sein könnte.
Es ist wichtig anzumerken, dass die Studie einige Einschränkungen hatte. Zum Beispiel waren die meisten Studien in der Stichprobe klein und von kurzer Dauer. Darüber hinaus waren einige Studien von geringer Qualität und zeigten ein hohes Risiko für Verzerrungen. Weitere hochwertige Studien mit größeren Stichproben und längeren Nachbeobachtungszeiträumen sind daher erforderlich, um die Ergebnisse zu bestätigen.
Trotz dieser Einschränkungen deuten die Ergebnisse dieser Studie darauf hin, dass ALC eine vielversprechende Behandlungsoption für depressive Symptome sein könnte. Aufgrund der geringen Nebenwirkungen könnte ALC auch eine attraktive Alternative zu herkömmlichen Antidepressiva sein. Es bleibt jedoch weitere Forschung erforderlich, um die Wirksamkeit von ALC bei der Behandlung von Depressionen zu bestätigen.
Acetyl-L-Carnitin (ALC) kommt in einigen Nahrungsmitteln vor, insbesondere in tierischen Produkten. Hier sind einige Beispiele:
- Fleisch: Rotes Fleisch wie Rind, Lamm und Schwein enthält hohe Mengen an ALC.
- Geflügel: Huhn und Pute sind ebenfalls gute Quellen für ALC.
- Fisch: Fettreiche Fischarten wie Lachs, Thunfisch und Makrele enthalten ebenfalls ALC.
- Milchprodukte: Milch, Käse und Joghurt können ebenfalls ALC enthalten, insbesondere wenn sie aus Vollfettprodukten hergestellt sind.
- Eier: Eier enthalten ebenfalls ALC, insbesondere das Eigelb.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Menge an ALC in diesen Nahrungsmitteln variiert und von verschiedenen Faktoren wie der Tierart, der Ernährung und der Zubereitungsmethode abhängt. Wenn Sie Ihre ALC-Aufnahme steigern möchten, sollten Sie darauf achten, eine ausgewogene Ernährung zu sich zu nehmen, die reich an diesen Nahrungsmitteln ist. Es ist jedoch auch möglich, ALC als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, insbesondere wenn Sie Ihren Bedarf nicht über die Ernährung decken können. In jedem Fall ist es ratsam, Ihren Arzt oder Ernährungsberater zu konsultieren, bevor Sie Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.
Neue Studie zeigt Zusammenhang zwischen Kreatin und Depression
Eine neue Studie hat den Zusammenhang zwischen der Ernährung von Kreatin und dem Risiko für Depressionen bei Erwachsenen untersucht. Die Studie basiert auf Daten aus der Nationalen Gesundheits- und Ernährungsuntersuchung (NHANES) der Jahre 2005 bis 2012 und umfasste über 19.000 Teilnehmer im Alter von über 20 Jahren.
Die Rolle von Kreatin bei Depressionen
Kreatin ist eine stickstoffhaltige organische Säure, die in allen Wirbeltieren vorkommt und eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel des Gehirns spielt. Kreatin wird kontinuierlich durch die körpereigene Synthese und die Ernährung wieder aufgefüllt. Frühere Studien haben gezeigt, dass Kreatin möglicherweise antidepressive Effekte haben kann, sowohl allein als auch in Kombination mit Antidepressiva.
Die Ergebnisse der Studie
Die Studie ergab, dass Menschen mit einer niedrigeren Aufnahme von Kreatin in der Ernährung ein höheres Risiko für Depressionen hatten. Die Prävalenz von Depressionen betrug 10,23/100 Personen in der niedrigsten Kreatin-Quartile im Vergleich zu 5,98/100 Personen in der höchsten Kreatin-Quartile.
Nach der Anpassung an andere Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsniveau und BMI ergab sich ein umgekehrter Zusammenhang zwischen Kreatin und Depressionen. Personen, die mehr Kreatin in ihrer Ernährung hatten, hatten ein um 32% geringeres Risiko, an Depressionen zu leiden.
Unterschiede zwischen den Geschlechtern und Altersgruppen
Die Studie zeigte auch geschlechtsspezifische Unterschiede in der Beziehung zwischen Kreatin und Depressionen. Der Zusammenhang zwischen Kreatin und geringerem Depressionsrisiko war bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern. Ähnlich zeigten jüngere Menschen im Alter von 20-39 Jahren einen stärkeren Zusammenhang zwischen Kreatin und Depressionen als ältere Altersgruppen.
Weitere Forschung ist erforderlich
Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass eine höhere Aufnahme von Kreatin in der Ernährung das Risiko für Depressionen verringern kann. Allerdings sind weitere Forschungen erforderlich, um den genauen Mechanismus dieser Beziehung zu verstehen und um festzustellen, ob eine Kreatin-Supplementierung einen ähnlichen Effekt hat.
Es ist wichtig anzumerken, dass diese Studie nur eine Assoziation zeigt und keinen kausalen Zusammenhang zwischen Kreatin und Depressionen herstellt. Dennoch bieten die Ergebnisse interessante Einblicke in die potenzielle Rolle von Kreatin in der Prävention und Behandlung von Depressionen. In Zukunft könnten klinische Studien durchgeführt werden, um den genauen Nutzen von Kreatin-Supplementen bei der Behandlung von Depressionen zu untersuchen.
Nährstoffstörungen bei behandlungsresistenter Depression: Nachweis von behandelbaren Stoffwechselanomalien bei Patienten mit therapieresistenter Depression und suizidalem Verhalten
Die behandlungsresistente Depression ist ein verheerender Zustand mit erheblicher Morbidität, Mortalität und gesellschaftlichen Kosten. Etwa 15% der Patienten mit einer schweren depressiven Störung sprechen nicht auf die derzeit verfügbaren Behandlungen an. Eine kürzlich durchgeführte Studie hat gezeigt, dass Stoffwechselstörungen, die zur therapieresistenten Depression beitragen, durch spezifische Befunde im Liquor nachgewiesen werden können. In einer neuen Studie wurde diese Hypothese durch eine größere Fall-Kontroll-Studie bestätigt.
Methodik
In der Studie wurden 141 Jugendliche und Erwachsene mit einer gut dokumentierten Geschichte einer therapieresistenten Depression und 36 gesunde Kontrollpersonen untersucht. Es wurden metabolische Profile von Plasma, Urin und Liquor erstellt. Dabei kamen verschiedene chromatographische und spektrometrische Verfahren zum Einsatz.
Ergebnisse
Bei 67 der 141 Patienten mit therapieresistenter Depression wurden metabolische Anomalien festgestellt. Im Liquor wurden niedrige Werte für Zerebrale Folat (Folsäure) (n = 20) und Tetrahydrobiopterin (n = 11) sowie grenzwertige Werte für Tetrahydrobiopterin (n = 20) gefunden. Im Serum wurden abnormale Acylcarnitin-Profile (n = 12) und abnormale Aminosäuren (n = 20) identifiziert. Bei 18 Patienten wurden zwei oder mehr metabolische Anomalien festgestellt. 16 Patienten mit Zerebral-Folat-Mangel und 7 mit niedrigen Tetrahydrobiopterin-Werten zeigten nach Behandlung mit Folsäure bzw. Sapropterin eine Verbesserung der depressiven Symptome. Keine der gesunden Kontrollpersonen wies eine Stoffwechselstörung auf.
Schlussfolgerungen
Die Untersuchung von Stoffwechselstörungen bei behandlungsresistenter Depression hat eine überraschend hohe Anzahl von Patienten mit potenziell behandelbaren Anomalien identifiziert. Die Ursache dieser Anomalien und ihre Rolle in der Pathogenese müssen noch geklärt werden. Die Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass eine gezielte Untersuchung von Stoffwechselstörungen bei therapieresistenter Depression neue diagnostische und therapeutische Ansätze ermöglichen könnte. Dies könnte insbesondere bei schweren Depressionen, bei denen herkömmliche Behandlungen nicht wirksam sind, von Bedeutung sein.
Auswirkungen der Studie
Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass metabolische Störungen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Behandlung von therapieresistenter Depression spielen könnten. Durch den Nachweis dieser Störungen könnten Patienten identifiziert werden, die von spezifischen Behandlungsstrategien profitieren könnten, wie z.B. der Behandlung mit Folsäure oder Sapropterin. Dies könnte einen Durchbruch in der Behandlung von schwerer Depression und suizidalem Verhalten bedeuten und einen Paradigmenwechsel in der Psychiatrie darstellen.
Ausblick
Die Studie zeigt, dass eine gezielte Untersuchung von Stoffwechselstörungen bei behandlungsresistenter Depression potenziell behandlungsbare Anomalien aufdecken kann. Es ist jedoch noch weitere Forschung erforderlich, um die Ursachen dieser Anomalien zu verstehen und die Wirksamkeit spezifischer Behandlungsansätze zu untersuchen. Es bleibt abzuwarten, ob diese Ergebnisse in größeren Studien bestätigt werden können und ob die Identifizierung und gezielte Behandlung von Stoffwechselstörungen bei therapieresistenter Depression zu besseren Behandlungsergebnissen führen kann. Es besteht die Hoffnung, dass diese Erkenntnisse zu neuen diagnostischen und therapeutischen Ansätzen führen werden, die das Leben von Patienten mit behandlungsresistenter Depression verbessern können.
Quellen:
Pan LA, Segreti AM, Wrobleski J, Shaw A, Hyland K, Hughes M, Finegold DN, Naviaux RK, Brent DA, Vockley J, Peters DG. Metabolomic disorders: confirmed presence of potentially treatable abnormalities in patients with treatment refractory depression and suicidal behavior. Psychol Med. 2022 Nov 4:1-9. doi: 10.1017/S0033291722003233. Epub ahead of print. PMID: 36330595.
Bakian, A.V., Huber, R.S., Scholl, L. et al. Dietary creatine intake and depression risk among U.S. adults. Transl Psychiatry 10, 52 (2020). https://doi.org/10.1038/s41398-020-0741-x
Urska Dobersek, Kelsey Teel, Sydney Altmeyer, Joshua Adkins, Gabrielle Wy & Jackson Peak (2023) Meat and mental health: A meta-analysis of meat consumption, depression, and anxiety, Critical Reviews in Food Science and Nutrition, 63:19, 3556-3573, DOI: 10.1080/10408398.2021.1974336
Veronese, N., Stubbs, B., Solmi, M., Ajnakina, O., Carvalho, A. F., & Maggi, S. (2018). Acetyl-L-Carnitine Supplementation and the Treatment of Depressive Symptoms. Psychosomatic Medicine, 80(2), 154–159. doi:10.1097/psy.0000000000000537
Zum besseren Verständnis:
Welche Kontrollvariablen gibt es
Welche Kriterien wurden betrachtet um die Studien auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen?